NEWSLETTER SEPTEMBER 2018
Liebe Freunde der Kirchenmusik!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Unser silbernes Jubiläumsjahr haben wir mit Händels „Messiah“ am 15. Mai eindrucksvoll begonnen. Die offizielle Feier fand am 10. Juni mit einer festlichen Agape nach Puccinis „Messa di Gloria“ statt, bei welcher die Festschrift präsentiert wurde. Am 24.6. haben wir uns von Kirchenrektor P. Sperringer, der eine neue Aufgabe im Kosovo übernimmt, verabschiedet. Nach der erholsamen Sommerpause begrüßen wir den neuen Kirchenrektor P. Peter Fritzer mit der „Nikolaimesse“ von Haydn am 2. September.
Wir beginnen das 2. Halbjahr unserer Jubiläumssaison mit den großen Klassikern der Kirchenmusik – Haydn, Mozart, Schubert und Beethoven – und bringen im weiteren Verlauf viele wundervolle Werke aus dem großen Schatz der Kirchenmusik: die „Heiligmesse“ (1.11.), die „Nelsonmesse“ (8.12.) und „Theresienmesse“ (27.1.2019), also 3 der 6 „großen“ Messen von Haydn, die Messe in C von Beethoven (30.9.), die „Missa longa“ von Mozart (13.1.19) und als Höhepunkte des musikalischen Programms in der Liturgie zwei Messen von Anton Bruckner: die äußerst heikle Messe in e-Moll am 18.11. und die Messe in d-Moll am darauf folgenden Christkönigssonntag (25.11.). Damit haben wir innerhalb eines Jahres (f-Moll war am 26.11.17) die drei großen Brucknermessen aufgeführt.
Neu im Programm ist am 28.10. die Missa brevis F-Dur KV 192, genannt „Kleine Credomesse“, von Mozart und am 16.12. das „Deutsche Ordinarium“ von Friedrich Wolf, dem Gründer des Chores, dessen 10. Todestag wir am 14. Dezember begehen. Somit schließt sich unser Jubiläumsjahr mit einem würdigen Gedenken an den charismatischen Chorleiter von 1969-2003 (Wolf war bereits Jahrzehnte vor der Vereinsgründung unser Chorleiter gewesen, damals noch als Regens Chori der Kirchenmusik St. Augustin. Die Ensembles waren ja vor und nach Vereinsgründung praktisch personalident).
Das Herbstkonzert ist das Oratorium „Ein Deutsches Requiem“ von Johannes Brahms am Dienstag, 16. Oktober um 19:30 Uhr. Karten gibt es im Vorverkauf online zu bestellen (Kat. A: € 35,- und Kat. B: € 30,- )! Sie können auch per e-mail bestellen unter bestellung(at)chorvereinigung-augustin.com oder per Telefon unter +43 677-624 302 84.
Zu unserem 25-jährigen Chorjubiläum ist eine Festschrift erschienen. Sie enthält auf 112 Seiten 350 Fotos und Dokumente, Grußworte von Kardinal, Bundeskanzler und Kirchenrektor, „25 Jahre – Rückblick eines Chorsängers“, „Gesungene Architektur“ von P. Leo Wallner(+), ausgewählte Artikel aus unseren Halbjahresfoldern, Chronik von 1993-2018 (16 Seiten), Fotos aus dem Chorleben (6 Seiten) und von den Auslandsreisen (8 Seiten), Programmzettel von allen Abendkonzerten und Erstaufführungen (40 Seiten), usw.
Wenn Sie diese Festschrift haben wollen, dann senden wir sie gerne zu. Über die Verwendung des beigelegten Zahlscheines freuen wir uns!
Zur Orientierung: Druckkostenbeitrag + Vers.: Broschüre: € 10,-; Buch: € 100,-.
Mit besten Grüßen!
Hartwig Frankl, Obmann
Sonntag, 2. September: Joseph Haydn – „Nikolaimesse“ (1772)
Mit der Nikolaimesse (Missa Sancti Nicolai in G-Dur, Hob. XXII:6, auch „Sechsviertelmesse“ genannt) erfüllte Haydn möglicherweise den Auftrag seines Dienstherrn, eine Messe zu dessen Namenstag am 6. Dezember 1772 zu schreiben. Vielleicht war es auch Haydns spontaner Entschluss, dem Fürsten mit einer neuen Messe seinen Dank zum Ausdruck zu bringen. Haydn hatte im November 1772 mit Hilfe seiner Abschiedssymphonie Fürst Nikolaus bewogen, mit dem Hofstaat vom feuchten Sommersitz im ungarischen Eszterháza nach Eisenstadt zurückzukehren. Jedenfalls ist im originalen Stimmensatz, der in Eisenstadt aufbewahrt wird, die große Eile bei der Herstellung des Materials erkennbar. Vom Typus her entspricht die Nikolaimesse der „Missa brevis“, kontrapunktische Techniken werden sparsam eingesetzt, im Credo findet sich die Polytextierung, für das Dona nobis greift Haydn auf das Kyrie mit seinen tänzerischen Akzenten zurück, eine im süddeutsch-österreichischen Raum verbreitete Praxis. Liedhafte Melodik, der Verzicht auf ausschweifende Solopassagen, die dramatische Ausgestaltung einzelner Textaussagen sowie die intensive differenzierte Affektsprache sind die stilistischen Elemente, mit denen Haydn äußerst konzentriert arbeitet. Wegen des ungewöhnlichen Metrums im Kyrie erhielt das Werk auch die Bezeichnung „Sechsviertel-Messe“. Der galant idyllische Tonfall der Nikolaimesse entspricht dem Typus der „Pastoralmesse“. Auch bei dieser Messe Haydns sind Erweiterungen in der Instrumentierung mit Trompeten und Pauken überliefert.
Spiritueller und musikalischer Höhepunkt der Messe ist zweifellos das mit verhaltener Streicherbegleitung unterlegte Solistenquartett des Crucifixus. Die außerordentliche harmonische Dichte dieses kurzen, meditativen Teils hebt sich deutlich aus dem „galant Idyllischen“ dieser Messe heraus. Nie ist bei Haydn die Vertonung des Messtextes musikalischer Selbstzweck; immer hat Verkündigungscharakter. Wie so oft in seinen Messkompositionen legt der Komponist die seinem persönlichen, im besten Wortsinn „gut katholischen“ Glauben entsprechende Akzentuierung in den Messtext, wenn er die Solisten immer wieder das „pro nobis“ insistieren lässt: für uns musste der Heiland dieses Leiden erdulden, für uns ist Er gestorben, für uns wurde Er begraben – „pro nobis“.
Als Solisten wirken mit: Monika Riedler, Martina Steffl, Gernot Heinrich und Yasushi Hirano.
Zum Offertorium singen wir “Lobet den Herren alle Heiden“ von Michael Praetorius (1571-1621).
Sonntag, 9. September: Franz Schubert – Messe in G-Dur, D 167 (1815)
Franz Schubert, schon als Knabe eingebunden in das kirchenmusikalische Leben der Pfarre Lichtental in Wien, komponierte sein schöpferisches Leben lang Kirchenmusik, neben sechs lateinischen und einer deutschen Messe auch zahlreiche Werke für das Proprium. Im Alter von 18 Jahren schrieb er für Lichtental seine zweite Messe, etwa ein halbes Jahr nach der Erstaufführung der Messe in F-Dur. Auch in dieser G-Dur-Messe vermochte Schubert auf bewundernswerte Weise die in der damaligen Kirchenmusikpraxis geforderte Einfachheit und Schlichtheit des musikalischen Satzes mit beseligender Musik zu verbinden.
In der G-Dur-Messe verschmelzen der Wiener kirchenmusikalische Stil des frühen 19. Jahrhunderts mit dem traditionellen, von Palestrinas Kirchenmusikreform herrührenden, „Stile antico“, den der junge Komponist Schubert intuitiv erfasste. Begnadet erscheinen das „Benedictus“ und das „Agnus Dei“ mit der liedhaften und inbrünstigen Melodik bei gleichzeitig sakralmusikalischer Symbolik. Bei der Komposition dachte Schubert einst wohl, wie schon bei einigen anderen Kirchenmusikstücken zuvor, an die Sopranstimme von Therese Grob, seine Jugendliebe und die Solistin in der Lichtentaler Kirche.
Die Messe in G-Dur galt – bis zur Wiederauffindung der autographen Stimmen – als reine „Streicher-Messe“. Franz Schubert ließ auf jeder Seite der Partitur die obersten und untersten zwei Systeme leer. 1951 galten die autographen Stimmen zur G-Dur-Messe bereits verloren. Natürlich hatte man nach dem Zweiten Weltkrieg diese mehrfach gesucht, aber ohne Erfolg. Ein glücklicher Zufall ließ im Nachlass des 1960 verstorbenen Klosterneuburger Chorherrn Andreas Weißenbäck die verloren geglaubten Handschriften Franz Schuberts entdecken.
Am 2. März 1815 begann Franz Schubert mit der Komposition seiner zweiten Messe, die er nach sechstägiger Arbeit abschloss. Die ursprüngliche Besetzung war laut Titelblatt der Partitur „4 Voci, 2 Violini, Viola, Organa e Basso“. Kleine Änderungen hat er gleich in die Stimmen eingetragen, mit deren Abschrift er unmittelbar nach Abschluss der Partitur begann. Bei der Abschrift erweiterte Franz Schubert die Besetzung um zwei Trompeten und Pauken. Über die Erstaufführung gibt es keinerlei Belege, es liegt aber nahe, sie in der Pfarrkirche Lichtenthal zu vermuten. Es ist davon auszugehen, dass Schubert selbst an einer baldigen Aufführung der Messe interessiert war. Vielleicht weil das Werk aus der Sicht des Komponisten weiterer Änderungen bedurfte, überließ er die Stimmenreinschrift nicht einem Kopisten, sondern nahm diese selbst vor. Im Zuge dieser „Reinschrift“ erfolgte auch die Erweiterung um zwei Trompeten und Pauken, die in keinem Fall seinen Bruder Ferdinand als Urheber haben können. Für diese Stimmen verwendete Schubert ein Notenpapier, das bei ihm zwischen 1814 und 1816 anzutreffen ist. Bruder Ferdinand hat lediglich die Trompeten und Pauken nach den autographen Stimmen in die Partitur übertragen. Ferdinand überließ die Originalpartitur der Messe dem Musikalienverlag Diabelli.
Im Musikarchiv des Stiftes Klosterneuburg finden sich die Messen in C-Dur, B-Dur und G-Dur. Die Frage, wann und auf welchem Wege die Schubert-Handschriften nach Klosterneuburg kamen, bleibt unbeantwortet. Direkte Kontakte zum Stift Klosterneuburg wurden entweder nicht aufgezeichnet oder es gab sie nicht.
(Bernhard Paul, Herausgeber, Auszug aus dem Vorwort der Partitur im Carus-Verlag 1994)
Die Solisten sind Monika Riedler, Jan Petryka und Markus Volpert.
Zum Offertorium singt der Chor die Motette „Locus iste“ von Anton Bruckner. Das vierstimmige a-capella-Graduale, komponiert 1869, versucht mittels schlichter Anlage und verhaltener Chromatik das „inaestimabile sacramentum“ (unergründliches Geheimnis) musikalisch zu beschreiben.
Sonntag, 16. September: W.A. Mozart – „Große Credomesse“, KV 257 (1776)
Die Messe in C-Dur, KV 257, allgemein „Credomesse“, bzw. (zur Unterscheidung von der „Kleinen Credomesse“ KV 192) „Große Credomesse“ genannt, ist eine Messe für Solisten, vierstimmigen Chor, Orchester und Orgel. Leopold Mozart nennt sie 1778 in einem Brief an Wolfgang Amadé allerdings „Spaur Messe“. Das Werk wird gelegentlich als Missa brevis bezeichnet, geht jedoch mit einer Spieldauer von ca. 25 Minuten über den Umfang einer Brevismesse hinaus. In dem in Brixen aufgefundenen Stimmensatz, der anscheinend bei der Erstaufführung verwendet wurde, wird sie mit Missa solemnis in C betitelt. Leopold Mozart überschrieb sie in seinem Sammelband mit Missa longa, jedoch ist sie etwa 5–6 Minuten kürzer als die von Amadé zuvor komponierten Missæ longæ KV 167 und KV 262. Sie nimmt stilistisch also eine Mittelstellung ein.
Die Messe wurde am 17. November 1776 im Salzburger Dom uraufgeführt, Anlass war die Weihe des Salzburger Domherren Ignaz von Spaur (1729–1779) durch Erzbischof Hieronymus zum Bischof. Spaur war seit 1755 Domherr zu Salzburg und seit 1763 Kanonikus in Brixen gewesen. 1776 trat er das Amt des Bistumskoadjutors von Brixen mit zugesicherter Bischofsnachfolge an.
Zu diesem Fest hatte Mozart eine neue Messe geschaffen. Einerseits erklärt sich dieser Vorgang durch die Ämter Leopolds und Wolfgang Amadés am Salzburger Hof als Kapell- bzw. Konzertmeister, andererseits durch die freundschaftliche Beziehung der beiden zu Graf Ignaz von Spaur. Mit ziemlicher Sicherheit hat Ignaz von Spaur selbst dieses Werk nach Brixen mitgenommen, als er 1776 auf Dauer von Salzburg nach Brixen übersiedelte. Das Notenmaterial konnte 2007 als das der Uraufführung erkannt werden, und so wurde in Folge das Rätsel um die Identifizierung der „Spaur-Messe“ von Hildegard Herrmann-Schneider gelöst. Zuvor war jahrzehntelang, einer unbelegten Vermutung Alfred Einsteins in der 3. Auflage des Köchelverzeichnis folgend, die Missa brevis C-Dur KV 258 als Spaur-Messe angesehen worden; auch die Missa longa C-Dur KV 262 galt als möglicher Kandidat.
Die Solisten sind Veronika Kaiser, Annely Peebo, Franz Gürtelschmied und Günter Haumer.
Zum Offertorium singt der Chor die Motette „Ehre und Preis“ von J.S.Bach.
Sonntag, 30. September: Ludwig van Beethoven: Messe in C, op. 86 (1807)
Verglichen mit etwa Wolfgang Amadeus Mozart oder Joseph Haydn schrieb Ludwig van Beethoven (1770-1827) nur wenig geistliche Musik: das Oratorium „Christus am Ölberge“ (1803), die Messe C-Dur (1807) und die alles überstrahlende große Missa solemnis (1823).
Die Messe C-Dur war ein Auftragswerk. Fürst Nikolaus II. Esterházy, in dessen Diensten Joseph Haydn ab 1795 wieder stand, bestellte sie bei Beethoven für den Namenstag seiner Frau im September 1807. Der Komponist war sich der Schwierigkeit der Aufgabe durchaus bewusst. Am 26.7.1807 schreibt Beethoven dem Fürsten, dass er „mit viel Furcht die Messe übergeben werde, da sie … ge-wohnt sind, die Unnachamlichen Meisterstücke des Großen Haidns sich vortragen zu lassen.“ Seine Sorgen waren nicht unberechtigt. Am 13.9.1807 fand in Eisenstadt die Uraufführung statt und der Auftraggeber war keineswegs zufrieden. „Aber, lieber Beethoven, was haben Sie denn da wieder gemacht?“, bemerkte der Fürst. Das war noch harmlos ausgedrückt. In einem Brief an die Gräfin Henriette Zielinska wurde er deutlicher: „Beethovens Messe ist unerträglich lächerlich und bedauernswert, ich bin nicht davon überzeugt, dass man sie ernst nehmen kann.“
Beethovens sechssätzige Messe verstörte die Zeitgenossen. Neu war etwa der fast instrumentale Einsatz der Singstimmen. Beethoven bricht das tradierte Schema von geschlossenen Solopassagen und Chören auf und bettet stattdessen Chor und Solistenquartett in einer Art wechselseitigem Dialog die ganze Messe über in den Fluss der Musik. Dazu kommt, dass das Stück in unmittelbarer Nachbarschaft zu seiner Oper „Fidelio“ und den berühmten Sinfonien Nr. 5 („Schicksalssinfonie“) und Nr. 6 („Pastorale“) entstand, deren atmosphärische Spuren auch in dieser Messe zu finden sind. Zwischen den verhaltenen ersten Takten und dem friedlich ausklingenden Schluss entfaltet Beethoven seinen ungezügelten Gefühlskosmos und verknüpft die geistlichen Texte unüberhörbar mit seiner subjektiven, leidenschaftlichen Weltsicht. So erzählt die Messe C-Dur in nur knapp einer Stunde auch vom Grenzen sprengenden Freiheitskampf des Individuums, von rastloser Suche und von der tief empfundenen Sehnsucht nach einer besseren, menschlicheren Welt.
Heute präsentiert sich uns die Messe C-Dur nicht nur als ein im Ton durch und durch Beethovensches Werk. Sie bietet überdies einen aufschlussreichen Blick in die Werkstatt des Komponisten und erweist sich so als eine Art „Pilotprojekt“, dessen Ergebnisse in der Symphonie Nr. 9 und der Missa solemnis weiter entwickelt und zur Vollendung gebracht werden.
Solisten: Cornelia Horak, Katrin Auzinger, Franz Gürtelschmied, Yasushi Hirano.
Zum Offertorium hören Sie „Totus in corde langueo“ D136 von Franz Schubert (aus 1815) für Sopransolo, Soloklarinette (Siegfried Schenner) und Orchester: ein gut fünfminütiges, sehr virtuos gestaltetes, dreiteiliges Werk in da-capo-Form, welches Schubert höchstwahrscheinlich für Therese Grob, seine Jugendliebe, komponierte. Als liturgische Gebrauchsmusik konnte sich das frühe Werk allerdings nicht durchsetzen, weil es für den Einsatz in der Eucharistiefeier wohl zu weltlich klang (diese rare Motette finden Sie auf unserer CD „Schubert Messe in G“).
ABENDKONZERT:
Dienstag, 16. Oktober, 19:30 Uhr: Johannes Brahms – „Ein Deutsches Requiem“
Als Solisten wirken mit: Cornelia Horak (Sopran), und Klemens Sander (Bariton).
Karten gibt es im Vorverkauf online zu bestellen (Kat. A: € 35,- und Kat. B: € 30,- )! Sie können auch per e-mail bestellen unter bestellung(at)chorvereinigung-augustin.com oder per Telefon unter +43 677-624 302 84.
Preis an der Abendkassa: Kat. A: € 40,- und Kat. B: 35,-