25 Jahre Chorvereinigung St. Augustin

Messiah
NEWSLETTER FEBRUAR 2018

Liebe Freunde der Kirchenmusik!
Sehr geehrte Damen und Herren!

In der letzten Jännerwoche wurde unser Programm für das 1. Halbjahr 2018 versendet. Es bringt wieder viele wohlbekannte Werke aus dem unvergänglichen Schatz der Kirchenmusik, dessen Pflege sich die Chorvereinigung St. Augustin in ihren Statuten festgeschrieben hat. Es sind viele Messen dabei, die auch einen enormen Finanzaufwand bedeuten: Große Messen von Schubert (Messe in F, in B und in As), Puccini „Messa di Gloria“, Haydn („Harmoniemesse“ und „Schöpfungsmesse“), und Mozart („Spatzenmesse“, „Credomesse“, „Orgelsolomesse“, Missa solemnis, „Piccolominimesse“). Die Feier der Osternacht gestalten wir mit der „Krönungsmesse“ von Mozart (Karsamstag, 21 Uhr). Als einer der Höhepunkte des Frühjahrsprogramms darf die Aufführung von Mozarts unvollendeter c-Moll-Messe KV 427 im Rahmen der Liturgie gelten.

Es ist übrigens 25 Jahre her, dass die Chorvereinigung als Verein bei der Behörde angemeldet wurde, ein notwendiger Akt für die Selbständigkeit nach den unerfreulichen Erlebnissen in der Augustinerkirche. Der Schritt war richtig, wie man jetzt, 25 erfolgreiche Jahre danach, sehen kann. Daher ist auch ein Jubiläum zu feiern.- Dazu etwas mehr im Anhang zu diesem Newsletter.

„Comfort ye …“ aus Händels „Messiah“ – jeder Musikfreund hat es im Ohr – beginnt so: mit dem Schmerzton der Trostbedürftigkeit. Dieses Werk, uraufgeführt 1742 zum Benefiz von Gefangenen, Armen und Kranken, kennt die ärgsten Erniedrigungen und die schlimmsten Kränkungen, doch umso strahlender entfaltet sich die Macht der Befreiung: aus der Kraft des dichterisch gestalteten Bibelworts, aus dem Verwandlungszauber der Musik. Händel, das macht seine Größe aus, gewinnt das Erhabene aus menschlicher Nähe. Und ganz gleich, aus welcher Richtung man sich ihm nähern mag, weitet dieser „Messiah“ die Herzen und Seelen für die Botschaft der Hoffnung. Als Abendkonzert am Dienstag, dem 15. Mai, werden wir den „Messiah“ von G.F. Händel nach acht Jahren wieder zur Aufführung bringen. Mit Chor und Orchester der Chorvereinigung St. Augustin und einem exquisiten Solistenensemble möchten wir Händels unsterbliches Oratorium im sakralen Raum zum Erlebnis machen. Das „Halleluja“ gehört zu den meistaufgeführten Stücken der Musikliteratur.
Nützen Sie die Möglichkeit, die Karten im Vorverkauf zu bestellen (Kat. A: 35,- und Kat. B: 30,- €). Kartenbestellungen werden ab sofort entgegengenommen. Sichern Sie sich Ihre Lieblingsplätze mittels online Bestellformular, per e-mail unter bestellung(at)chorvereinigung-augustin.com oder per Telefon unter +43 (0)677 / 624 302 84.

Hartwig Frankl, Obmann

Sonntag, 4. Februar 2018: Franz Schubert – Messe in G-Dur, D 167 (1815)
Nach der großen und feierlichen F-Dur-Messe aus dem Jahr 1814 war die Missa brevis in G-Dur, die nach der Datierung auf der autographen Partitur zwischen dem 2. und 7. März 1815 entstand, ein eher „kammermusikalisches“ Werk, die Besetzung umfasst in der ursprünglichen Fassung nur drei Solisten STB, Chor SABT, zwei Violinen, Viola und Basso continuo, bestehend aus Streicherbass und Orgel. In dieser Version wurde die Messe auch in der Lichtentaler Pfarrkirche aufgeführt, vermutlich unter Schuberts eigener Leitung. Da er für die Komposition die Arbeit an seiner 2. Sinfonie unterbrach, wird vermutet, dass er von Seiten der Pfarrei oder von Holzer um eine derartige Messe gebeten worden war. Die kleine Besetzung weist sie als „normale Sonntagsmesse“ aus. Es wurde lange angenommen, dass zusätzliche Stimmen für Pauken und Trompeten ad libitum (ein außerordentlich wirkungsvolle Zusatz!) später von Schuberts Bruder Ferdinand mit Zustimmung des Komponisten anlässlich einer Aufführung im Chorherrenstift Klosterneuburg bei Wien ausgeführt wurden. Erst in den 1980er-Jahren wurde von Bernhard Paul in Klosterneuburg der originale, von Schubert eigenhändig um Pauken und Trompeten erweiterte Stimmensatz aufgefunden. Dieser Stimmensatz enthält auch kleinere Änderungen „von letzter Hand“ im gesamten Werk. In dieser Fassung fand die erste belegte Aufführung erst am 11. Juli 1841 in Klosterneuburg statt. Der Zeitpunkt der Erweiterung ist allerdings unbekannt. Ferdinand Schubert ergänzte jedoch die Messe 1847 noch um zusätzliche Stimmen für zwei Oboen oder Klarinetten und Fagotte. Die Messe in G-Dur wird als eines der bedeutendsten Jugendwerke des damals erst 18-jährigen Komponisten angesehen und gilt unter den vier frühen Messen als die gelungenste.

In mancher Hinsicht ähnelt die G-Dur-Messe der ein Jahr vorher entstandenen F-Dur-Messe, ist aber im Vergleich zu dieser wesentlich geschlossener in der Form. Während Haydn oder Beethoven Meister in der Kunst waren, den liturgischen Text musikalisch zu charakterisieren, liegt die Stärke Schuberts darin, eine allgemeine andächtige Stimmung zu schaffen, und zwar auch in den traditionell „textlastigen“ Sätzen des Gloria und des Credo. In der G-Dur-Messe scheute er zu diesem Zweck auch vor Neuerungen nicht zurück: So beginnt im Credo die Reprise des Anfangsmotivs erst bei den Worten „et in spiritum sanctum“, um die Lehre von der Dreifaltigkeit als Basis des Glaubensbekenntnisses auch musikalisch zum Ausdruck zu bringen. Ebenfalls neu ist im Agnus Dei die gleichartige Behandlung des „Miserere“ und des „Dona nobis pacem“ als Refrain, ohne Takt- oder Tempowechsel und auf dasselbe Motiv. Das „Dona nobis“ ist sehr knapp gehalten und umfasst ohne die zwei Takte Orchesternachspiel nur vier Takte von insgesamt 44 Takten. Insgesamt ist die Messe sehr eingängig und weitgehend homophon gesetzt, und auch in den wenigen solistischen Einwürfen ohne größere technische Schwierigkeiten, was vermutlich zu ihrer weiten Verbreitung beigetragen hat. Lediglich das Hosanna in Benedictus und Sanctus ist als Fugato angelegt und das für das Solistenterzett geschriebene Benedictus als Kanon. Ansonsten lässt Schubert wie in allen seinen Messen im Credo das „…et unam sanctam catholicam et apostolicam ecclesiam“ („[Ich glaube an] die eine, heilige katholische und apostolische Kirche“) weg, sowie zusätzlich in dieser Messe das „Et expecto resurrectionem mortuorum“ („Ich erwarte die Auferstehung der Toten“).
Nach dem Tode Schuberts im Jahr 1828 blieb die G-Dur-Messe zunächst weitgehend unbeachtet. Dies ist insofern unverständlich, da sie heute die populärste und im liturgischen Gebrauch am häufigsten aufgeführte Messe Schuberts ist. Sie war sogar so unbekannt, dass sie das Objekt geistigen Diebstahls werden konnte: Sie wurde erstmals im Jahr 1846 in Prag gedruckt, allerdings als Raubkopie unter dem Komponisten Robert Führer. Dieser war zeitweilig einer der führenden und bekanntesten Kirchenmusiker in Österreich-Ungarn und bis 1845 Domkapellmeister am St.-Veits-Dom in Prag. Sein Plagiat der G-Dur-Messe wurde 1848 von Schuberts Bruder Ferdinand aufgedeckt. Erst langsam wurde die Bedeutung dieses Werkes erkannt: Unter Johann Franz Ritter von Herbeck wurde sie zusammen mit den anderen Messen Schuberts während seiner Zeit als Hofkapellmeister in das Repertoire der Wiener Hofkapelle aufgenommen.
Als Solisten wirken mit: Cornelia Horak, Sopran; Gustavo Quaresma, Tenor; und Klemens Sander, Bass.
Zum Offertorium singt der Chor „Jauchzet dem Herrn alle Welt“ (Psalm 100) von Felix Mendelssohn Bartholdy (1844).

Sonntag, 18. Februar 2018: Michael Haydn, Missa in tempore Adventus et Quadra-gesimae (1794)
1760 erhielt Johann Michael Haydn eine Anstellung als Kapellmeister beim Bischof von Großwardein (im heutigen Rumänien). Haydn blieb jedoch nicht in der Provinz, sondern schaffte 1763 den Sprung an den renommierten geistlichen Fürstenhof in Salzburg, wo er über 40 Jahre in den Diensten von Fürsterzbischof Sigismund Graf Schrattenbach und seines Nachfolgers Hieronymus Graf Colloredo stand. Als „Hofmusicus und Concertmeister“ war er Kollege von Vizekapellmeister Leopold Mozart und dessen Sohn Wolfgang Amadé.
Nach W. A. Mozarts Zerwürfnis mit dem Salzburger Hof wurde Michael Haydn 1782 dessen Nachfolger als erster Hof- und Domorganist. Er war ein gesuchter Pädagoge, zu dessen Schülern u. a. Anton Diabelli, Sigismund Neukomm und Carl Maria von Weber zählten.
In den beiden letzten Lebensjahrzehnten widmete sich Haydn fast ausschließlich der geistlichen und weltlichen Vokalmusik. Mit den gleichstimmigen deutschen Liedern, die er für die geselligen Treffen mit seinen Freunden schrieb, schuf Haydn die neue Gattung des Männerquartetts.
Zwei Reisen führten Haydn 1798 und 1801 zu seinem Bruder nach Wien. Ein lukratives Angebot als Vizekapellmeister am Esterházyschen Fürstenhaus lehnte er ab. Ehrend war für den „Salzburger Haydn“ die Aufnahme in die „Königliche Schwedische Musikakademie“ im Jahr 1804. Im August 1806 starb Johann Michael Haydn und wurde auf dem Friedhof der Salzburger Erzabtei St. Peter beigesetzt. Bereits zu seinem 15. Todestag wurde 1821 in der Stiftskirche St. Peter ein Denkmal enthüllt. In berührenden Worten berichtete Franz Schubert im August 1825 seinen Eindruck vom Besuch dieses Grabmonuments: „Es wehe auf mich, dachte ich mir, dein ruhiger, klarer Geist, du guter Haydn, und wenn ich auch nicht so ruhig und klar sein kann, so verehrt dich doch gewiss Niemand auf Erden so innig als ich. (Eine schwere Thräne entfiel meinen Augen…).“
Der Chor singt zum Offertorium „Ehre sei dir Christe“ (Schlusschor der Matthäuspassion) von Heinrich Schütz (1666).

Sonntag, 25. Februar 2018: Franz Schubert: Deutsche Messe, D 872 (1826)
Die sogenannte Deutsche Messe (Originaltitel: „Gesänge zur Feier des heiligen Opfers der Messe“) ist ein geistliches Musikwerk von Franz Schubert aus dem Jahre 1826.
Es umfasst 8 Messgesänge, vom Eingangslied („Wohin soll ich mich wenden“) bis zum Schlusslied („Herr, Du hast mein Fleh’n vernommen“).
Das Werk wurde von einem Professor an der Wiener Technischen Hochschule, Johann Philipp Neumann, in Auftrag gegeben. Von Schubert selbst gibt es zwei Fassungen, eine für vierstimmigen gemischten Chor mit Orgel, sowie eine weitere, die zusätzlich je zwei Oboen, Klarinetten, Fagotte, Hörner und Trompeten, sowie drei Posaunen, Pauken und einen Kontrabass vorsieht. Daneben gibt es mehrere Bearbeitungen von Schuberts Bruder Ferdinand, darunter eine für drei Knabenstimmen mit Orgel sowie eine für vier Männerstimmen ohne Begleitung. Verbreitung gefunden hat das populäre Werk aber durch eine Vielzahl weiterer Bearbeitungen, die häufig auf die Bedürfnisse und Möglichkeiten der Pfarrgemeinden zugeschnitten wurden.
Ihren Namen hat die Deutsche Messe daher, dass sie, anders als die meisten geistlichen Werke der Zeit, die Landessprache verwendet. Dies, sowie die sehr freie, assoziative und romantisierende Übertragung und Interpretation des liturgischen Textes führte zur anfänglichen Ablehnung des Opus durch das Wiener Erzbischöfliche Konsistorium, erlangte jedoch bald weite Popularität, insbesondere durch die Verbreitung der deutschen Bet- und Singmesse in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Die Gesänge der Deutschen Messe sind im kirchlichen Alltag, insbesondere in Österreich, bis zum heutigen Tag sehr verbreitet und populär.