Die Jesuiten waren schon über siebzig Jahre in Wien, als 1623 ihr florierendes Kolleg mit der Universität vereinigt wurde. An der Universität übernahmen die Jesuiten damals die Lehrstühle der humanistischen, philosophischen und theologischen Disziplinen. Sogleich begann eine rege Bautätigkeit. Der noch heute bestehende Komplex der Alten Universität entsteht. Einen Flügel dieses riesigen Vierkanters nimmt die Jesuitenkirche ein. Sie wurde 1631 geweiht. 250 Jahre lang blieb sie die Kirche der Wiener Universität. Bis heute kennen sie die Wiener vor allem als Universitätskirche. Das Äußere ist eher nüchtern. Welche Bedeutung die Kirche im 17. und 18. Jahrhundert hatte, ist an der Ausstattung des Innenraums zu erkennen. Er ist einer der schönsten Räume Wiens und einer der am besten erhaltenen. Kaiser Leopold I. hatte 1702 den als Architekt, Bildhauer und Maler bereits damals berühmten Jesuitenbruder Andrea Pozzo nach Wien gerufen. Mit Unterstützung des Kaiserhauses gab dieser dem Inneren der Jesuitenkirche seine noch heute erhaltene hochbarocke Gestalt. Pozzo schuf eine Rauminstallation, wie man heute sagen würde. Einen neuen Raum in der Schale des alten. Unter einer gemalten Scheinkuppel entstand eine Art Zuschauerbereich mit mächtigen Bänken. Vorne wurde ein Hochaltar errichtet, der große Ähnlichkeit mit einer Guckkastenbühne hat. Das Bild der Himmelfahrt Mariens empfängt von März bis Oktober an Vormittagen direktes Sonnenlicht durch ein Fensterband hinter dem Rahmen. Während der Messfeier schien sich die Szene vor den Augen der Kirchenbesucher „live“ zu ereignen. Die Vermittlung des Glaubens durch Erfahrungen mit allen Sinnen war typisch für die Seelsorge der Jesuiten. Warum kommen die Menschen heute immer noch in die Jesuitenkirche? Wegen der Schönheit des Raumes und der in ihm gefeierten Gottesdienste. Zeitgenössische Kunst verbindet sich hier mit der Pflege der klassischen Wiener Kirchenmusik. Jeden Sonntag feiert eine große Gemeinde, die aus ganz Wien zusammenkommt, gemeinsam mit Chor und Orchester die heilige Messe. Die Vermittlung des Glaubens durch Erfahrungen mit allen Sinnen ist auch heute typisch für die Seelsorge der Jesuiten und aller, die den großen Raum dieser Kirche mit Musik erfüllen. Einer Musik, die ausstrahlt.
Weitere Informationen zur Jesuitenkirche wie Öffnungszeiten von Kirche und Gruft, Räumlichkeit für Hochzeit und Taufe erhalten Sie hier oder auf der Seite www.jesuitenwien1.at.
Eine sachkundigen Beschreibung des Kirchenraumes ist in einem Heftchen zu finden, das in der Jesuitenkirche aufliegt und dort erworben werden kann.
Fotos: Böhm, Florian Dalik, Florian Gerhardus, Hartwig Frankl, Christian Radak