NEWSLETTER SEPTEMBER 2019
Liebe Freunde der Kirchenmusik!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Nach der erholsamen Sommerpause starten wir wieder voll Freude am 1. September mit der „Krönungsmesse“ von Mozart in die neue Saison. Neben der G-Dur Messe von Schubert und der „Großen Credomesse“ von Mozart gibt es bereits ein erstes Highlight im September, die Messe in C-Dur von Beethoven.
Das Musikprogramm bis Jänner 2020 liegt vor. Sie finden darin 19 Werke aus dem unvergänglichen Schatz der Kirchenmusik und eine Messe mit Advent-Motetten. Es sind in diesem Herbst viele große Messen dabei, die ich Ihnen besonders ans Herz legen möchte, weil sie auch einen enormen finanziellen Aufwand bedeuten. Um nur einige hervorzuheben: „Große Orgelsolomesse“ am 1.11. und die „Schöpfungsmesse“ am 10.11. von Haydn, d-Moll-Messe von Bruckner (17.11.), Schubert As-Dur (24.11.), „Waisenhausmesse“ von Mozart (8.12.) und die Pastoralmesse von Diabelli (5.1.2020). Neu im Programm ist die Messe in D von Otto Nicolai, dem Komponisten und Gründer der Wiener Philharmoniker, die schon lange nicht von uns gesungen wurde.
Im Herbstkonzert am Freitag, dem 18. Oktober, um 19:30 Uhr, steht die „Petite Messe solennelle“ von Gioachino Rossini erstmals auf unserem Konzertprogramm.
Mit besten Grüßen!
Hartwig Frankl, Obmann
Sonntag, 1. September: W.A. Mozart – „Krönungsmesse“, KV 317 (1779)
Die Missa in C-Dur KV 317, unbegründeterweise „Krönungsmesse“ genannt, zählt zu den beliebtesten und am meisten aufgeführten Werken ihrer Gattung und gehört zum Typus der „Kurz-Messen“. Das in vieler Hinsicht aufschlussreiche Autograph der Messe galt nach dem Zweiten Weltkrieg als verschollen, befindet sich jedoch, wie erst Ende der 1970er Jahre bekannt wurde, in der an musikalischen Schätzen reichen Biblioteka Jagiellonska in Kraków.
Komponiert wurde sie im März 1779, und wurde wohl zu Ostern 1779 im Salzburger Dom uraufgeführt. Charakteristisch für diese aus sechs Teilen bestehende Messe sind ihre sinfonischen Elemente und die klare Trennung von Solo- und Chorstimmen. Durch ihre musikalische Aussagekraft überragt sie alle anderen Salzburger Messen.
Das Gloria folgt hier dem Aufbau eines Sonatensatzes, das Credo dem eines Rondos. Das Agnus Dei schließlich besteht aus einem wundervollen Sopran-Solo, dessen Thema die Arie der Gräfin („Dove sono“) in der „Hochzeit des Figaro“ vorwegnimmt.
Als Solisten hören Sie Cornelia Horak, Eva-Maria Riedl, Gustavo Quaresma und Klemens Sander.
Zum Offertorium singt der Chor “Lobet den Herren“ von Michael Praetorius (1571-1621).
Sonntag, 8. September: Franz Schubert – Messe in G-Dur, D 167 (1815)
Auf der Partitur der Messe ist das Datum der Komposition vermerkt, nämlich vom 2. bis 7. März 1815. Spätere Hinzufügungen von 2 Stimmen für Trompeten und Pauken von Ferdinand Schubert, dem Bruder von Franz, werden heutzutage nicht mehr verwendet, und so wird die Messe überwiegend als schlichte Streichermesse, begleitet von der Orgel, zur Aufführung gebracht, wodurch die melodische Schönheit der Komposition am besten zur Geltung kommt – siehe das Sopran-Solo im Kyrie, das Solo-Terzett im Benedictus und als Höhepunkt das aus 44 Takten bestehenden Agnus Dei.
Als Solisten wirken mit: Monika Riedler, Gustavo Quaresma und Klemens Sander.
Zum Offertorium singt der Chor die Motette „Locus iste“ von Anton Bruckner. Das vierstimmige a-capella-Graduale, komponiert 1869, versucht mittels schlichter Anlage und verhaltener Chromatik das „inaestimabile sacramentum“ (unergründliche Geheimnis) musikalisch zu beschreiben.
Sonntag, 15. September: W.A. Mozart, „Große Credomesse“ KV 192 (1776)
Die Große Credo-Messe, datiert auf November 1776, erklang zur Bischofsweihe des Grafen von Spaur im Salzburger Dom. Dem Umfang nach steht sie zwischen Missa brevis und Missa longa. Auch formal gesehen ist sie eine Mischung aus beiden Gattungen. Mozart verzichtet gänzlich auf Fugenkomposition, andererseits ist das Credo in einem großen sinfonischen Satz angelegt. Der mit dem Stil eines Opera-buffa-Finales vergleichbare Schlussteil stellt ebenso wie die stringente Verbindung einzelner Sätze eine Neuerung dar.
Die Bezeichnung „Credomesse“ bezieht sich auf den ausgedehnten Credosatz, der den inneren Höhepunkt der Menschwerdung und Kreuzigung Christi darstellt. Immer wieder wird der Ruf „credo, credo“ als etwas sehr Zentrales in unserem christlichen Glauben in den Mittelpunkt gestellt.
Mozart greift hier wie in seiner früheren „Kleinen Credomesse“ KV 192 eine kirchenmusikalische Praxis auf, die seit Beginn des 18. Jahrhunderts in Süddeutschland und Österreich nachgewiesen ist. Die mehrfache Wiederholung der Anfangsworte des „Credo“ setzte voraus, dass die Vertonung der Intonation „Credo in unum Deum“ liturgisch überhaupt toleriert wurde. Konnte man die sonst vom Zelebranten allein vorgetragene Intonation in die mehrstimmige Komposition einbeziehen, so war es nur ein kleiner und syntaktisch logischer Schritt, das „Credo“ vor den einzelnen Glaubensartikeln zu wiederholen und damit das Glaubenszeugnis zu bekräftigen.
Als Solisten wirken mit: Monika Riedler, Martina Steffl, Alexander Kaimbacher und Martin Achrainer.
Zum Offertorium hören Sie die Choralfuge „Ehre und Preis sei Gott dem Herren“ aus dem „Magnificat“ von J.S.Bach (BWV 243 Nr.11)
Sonntag, 29. September: Ludwig van Beethoven: Messe in C, op. 86 (1807)
Sein erstes großes, liturgisch gebundenes Werk schrieb Beethoven nicht auf eigene Initiative. Fürst Nikolaus II. Esterházy von Galantha (1765-1833), Joseph Haydns langjähriger Arbeitgeber, hatte die C-Dur-Messe op. 86 bei Beethoven bestellt. Zum Namenstag seiner Frau, Fürstin Josepha Maria Hermengild am 8. September, wurde alljährlich eine Festmesse mit besonderer musikalischer Gestaltung gehalten. Von 1796 bis 1802 hatte „Vater Haydn“ die Musik geliefert – und Maßstäbe gesetzt. Als Beethoven im Frühjahr 1807 den Auftrag von Esterházy erhielt, hatte er naturgemäß auch mächtig Respekt vor dem hochberühmten Vorbild: „darf ich noch sagen, daß ich ihnen mit viel Furcht die Messe übergeben werde, da sie D. F. gewohnt sind, die Unnachamlichen Meisterstücke des Großen Haidns sich vortragen zu laßen“, schrieb er dem Fürsten im Juli 1807.
Beethovens Sorge erwies sich als begründet. Nicht, dass er sich nicht musikalisch längst mit seinem ehemaligen Lehrer hätte messen können. Auch schätzte er selbst die Messkomposition und betonte später dem Verleger Härtel gegenüber, sie liege ihm „vorzüglich am Herzen“. Den Geschmack Esterházys scheint er dennoch gut eingeschätzt zu haben. Dieser war mit dem Werk schließlich auch ganz und gar nicht zufrieden. Nach dem feierlichen Gottesdienst am 13. September 1807 in Eisenstadt rügte er den Komponisten „aber lieber Beethoven, was haben Sie denn da wieder gemacht“. Noch deutlicher wurde Fürst Nikolaus in einem Brief an die Gräfin Henriette Zielinska: „La messe de Beethoven est insupportablement ridicule et detestable, je ne suis pas convaincu qu’elle puisse meme paroitre honêtement: J’en suis colerè et honteux“ (Beethovens Messe ist unerträglich lächerlich und scheußlich, ich bin noch nicht einmal sicher, ob man sie ehrenhaft nennen kann. Ich bin zornig und beschämt).
Beethoven ließ sich jedoch durch des Fürsten Urteil nicht einschüchtern und glaubte an die Qualität seiner Komposition. „Von meiner Meße wie überhaupt von mir selbst sage ich nicht gerne etwas, jedoch glaube ich, daß ich den text behandelt habe, wie er noch wenig behandelt worden“ verkündete er dem Verleger Härtel in Leipzig stolz. Auch die Nachwelt ließ der Messe Gerechtigkeit widerfahren. Längst würde niemand mehr op. 86 als lächerlich, scheußlich und zornerregend abqualifizieren.
Die erste der beiden Messvertonungen Beethovens ist in ihrer subjektiv-bekenntnishaften Tonsprache ausgesprochen modern und zukunftsweisend. Sie erschließt dem liturgischen Text ganz neue Ausdruckswelten. Sie ist keine Vorstufe zur Missa Solemnis, sondern ein eigenständiges Werk, das für die Weiterentwicklung der Messenkomposition im 19. Jahrhundert Maßstäbe gesetzt hat. Ihre Neuartigkeit, die dem Komponisten selbst bewusst war, eröffnete einen bis dahin nicht gekannten, zeitgemäßen Zugang zum Glauben, der noch heute aktuell ist.
Als Solisten wirken mit: Cornelia Horak, Katrin Auzinger, Gernot Heinrich und Yasushi Hirano.
Zum Offertorium hören Sie „Totus in corde langueo“ von Franz Schubert, Opus 46, für Sopran, Soloklarinette und Orchester. Vermutlich von 1815 stammt dieses Offertorium: ein gut fünfminütiges, sehr virtuos gestaltetes, dreiteiliges Werk in Da-capo-Form, welches Schubert höchstwahrscheinlich für Therese Grob, seine Jugendliebe, komponierte. Nur ein Jahr zuvor hatte sie bei der Uraufführung seiner ersten Messe (F-Dur) in der Lichtentaler Kirche mitgesungen. Die Partitur sieht neben der üblichen Orchesterbesetzung eine konzertante Klarinette oder Violine vor. Als liturgische Gebrauchsmusik konnte sich das frühe Werk allerdings nicht durchsetzen, weil es für den Einsatz in der Eucharistiefeier wohl zu weltlich klang.
Sopransolo: Cornelia Horak, Soloklarinette: Siegfried Schenner.
VORANKÜNDIGUNG: Abendkonzert
Freitag, 18. Oktober, Beginn 19.30 Uhr: Gioachino Rossini – Petite Messe solennelle“
Sie gilt als das bedeutendste Werk der letzten Arbeitsphase Rossinis und als eine seiner wichtigsten geistlichen Kompositionen. Die ungewöhnliche Besetzung der Messe (Fassung 1863) für Chor und Solisten, zwei Klaviere und Harmonium steht in der neapolitanischen Cembalo-Tradition des 18. Jahrhunderts. Lassen Sie sich diese kirchenmusikalische Rarität nicht entgehen!
Der Kartenvorverkauf läuft ab sofort über unsere Homepage https://www.chorvereinigung-augustin.com/sitzplatzreservierung/ , per e-mail bestellung@chorvereinigung-augustin.com oder per Telefon unter Tel. 0677- 624 302 84.