Mit Diabelli und Mozart beginnen wir
das Jahr 2020!

Kirchenschiff Jesuitenkirche

NEWSLETTER JÄNNER 2020

Liebe Freunde der Kirchenmusik!

Sehr geehrte Damen und Herren!

Wieder ein Jahr vorbei, und ein neues beginnt. Ich hoffe, Sie halten uns auch 2020 die Treue! Auch wenn es in der Kirche derzeit etwas kühl ist, sollten Sie unsere Aufführungen im Jänner nicht versäumen! Am 5. Jänner präsentieren wir in der Jesuitenkirche eine typische Weihnachtsmesse, die Pastoralmesse in F von Anton Diabelli. Der Komponist aus dem Salzburger Land ist allen Musikschülern durch seine Sonaten bekannt, Musikfreunden auch als Namensgeber von Beethovens „Diabelli-Variationen“. Er hat aber auch fünf Messen komponiert. Seine Pastoralmesse ist „am Land“ sehr beliebt, in Tirol beispielsweise gehört sie für viele Kirchenchöre alljährlich zum fixen Bestandteil liebgewordener musikalischer Weihnachtstradition. In Wien, der Stadt, wo Diabelli 55 Jahre bis zu seinem Tod gelebt und gewirkt hat, ist sie jedoch sehr selten zu hören. Am nächsten Tag, dem Dreikönigstag, singen wir wieder die „Krönungsmesse“ von Mozart. Natürlich freuen wir uns auch auf das „Stille Nacht“, das der Chor in beiden Gottesdiensten am 5. Und 6. Jänner in dem 4-stimmigen Chorsatz singen wird, für den die Chorvereinigung in ganz Wien berühmt ist. Nach der Nikolaimesse am 12.1. folgt am letzten Sonntag im Jänner (26.) eine Premiere: Wir haben die Messe in D-Dur, die einzige Messe von Otto Nicolai, neu in unser Programm aufgenommen. Sie wurde zuletzt unter Prof. Wolf aufgeführt. Freuen Sie sich auf diese schöne Messkomposition! Die Weihnachtskrippe in der Jesuitenkirche können Sie bis Maria Lichtmess (2.2.) besichtigen.

Hartwig Frankl, Obmann

Sonntag, 5. Jänner 2020
Anton Diabelli: Pastoralmesse in F-Dur, op. 147

Anton Diabelli (1781-1858) wurde in Mattsee bei Salzburg geboren, erhielt Musikunterricht von Michael Haydn in Salzburg und kam 1803 nach Wien, wo er 55 Jahre lebte und als Komponist und Musikverleger erfolgreich war. Er war mit Joseph Haydn und Ludwig van Beethoven befreundet. Diabellis weit über 200 Kompositionen umfassen alle Musikgattungen, darunter fünf Messen. Wegen dieser Vielfalt und der großen Opuszahl lässt sich Diabelli als ein Tonsetzer ersten Ranges unter den Wiener Klassikern betrachten. Seine Kirchenmusik wurde geschätzt wegen ihrer Eingänglichkeit und bequemen Aufführbarkeit. Diese Werke sind Beispiele einer Gattung, die der Popularisierung der nachklassischen Kirchenmusik dienen wollte. Besonders seine Pastoralmesse op. 147 und die Landmesse op. 107 werden heute wieder häufig aufgeführt. Der Typus der Pastoral- oder Hirtenmesse existiert in der Kirchenmusik seit dem 17. Jahrhundert. Die Pastoralmesse hat ihren Ursprung in den Alpenregionen. Sie fand in diesen Gebieten weite Verbreitung und war besonders im 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jh. wegen ihrer „hirtenmelodiemäßigen“ Zitate als Weihnachtsmesse außerordentlich beliebt, besonders zur Aufführung während der Christmette. Die Pastoralmesse in F-Dur op. 147 schrieb Diabelli im Alter von 49 Jahren im November 1830 innerhalb von 24 Tagen. Sie zeigt alle Merkmale einer Pastoralmesse: Bereits das Kyrie beginnt im 6/8-Takt, die Holzbläser werden solistisch eingesetzt, wie z. B. beim Klarinettensolo im Benedictus; sie hat eine eingängige Melodik und liegende Bässe. Auf der anderen Seite zeigt sie ausgesprochen solemne Einschläge wie z. B. die virtuosen Fugen im Gloria und Agnus Dei, das große Flötensolo im Credo und die Verwendung von Pauken und Trompeten. Ganz allgemein ist der Charakter dieser Messe eher strahlend festlich als innig, wozu auch der durchaus als opernhaft zu bezeichnende Orchesterpart beiträgt. Nichtsdestoweniger zeigt sie auch typische Stilelemente der Wiener Musik aus Mitte des 19. Jahrhunderts mit ihrem charakteristischen Charme, besonders im Credo und im Benedictus. Der besondere Reiz dieser Messe liegt in der ungezwungenen Verschmelzung von pastoralen und solemnen Elementen und ihrem festlichen Charakter.

Autor unbekannt, Kirchenchor Berikon (Seite nicht mehr abrufbar)

Als Solisten hören Sie: Cornelia Horak, Annely Peebo, Gernot Heinrich und Yasushi Hirano
Zum Offertorium singt der Chor „Ich steh an deiner Krippen hier“ von J.S. Bach (1685-1750).

Montag, 6. Jänner 2020, Dreikönigstag
A. Mozart, „Krönungsmesse“, Missa solemnis in C-Dur, KV 317

Der Name Krönungsmesse stammt nicht von Wolfgang Amadeus Mozart (*1756 Salzburg, +1791 Wien), sondern taucht erst 1873 erstmals auf. Köchel schreibt [8., unveränderte Auflage, 1983]: „Eine der bekanntesten Messen Mozarts. Sie wird Krönungsmesse genannt, angeblich weil Mozart sie dem 1751 gekrönten Gnadenbild der Gottesmutter Maria um Plain gelobt oder für den 5. Sonntag nach Pfingsten (20. Juni 1779), an dem die Andacht zur Erinnerung an jene Krönung stattfand, geschrieben haben soll.“ Diese Annahme, begründet durch den Archivar des Mozarteums Johann Evangelist Engel, ist jedoch falsch. Engel, von einer Aufführung der Krönungsmesse inspiriert, veröffentlichte am 30. März 1907 diese falsche Behauptung im Salzburger Volksblatt. Sie hielt sich bemerkenswerterweise bis heute, wie das mit Legenden oftmals so ist. Selbst der kritische Mozartforscher Alfred Einstein zweifelte seinerzeit nicht am Wahrheitsgehalt der Legende um die Namensgebung. Nun denn, die Messe wurde nicht anlässlich einer Krönung komponiert, sondern zu den Feierlichkeiten des Osterhochamtes zu Salzburg, welche am 4. April 1779 stattfanden. Mozart war gerade wieder mürrisch in den Dienst des Erzbischofs getreten – und zwar mit der Auflage, […] dass er den Hof, und die Kirche nach Möglichkeit mit neuen von Ihme verfertigten Kompositionen bedienne […]. Er „bediente“ und komponierte zu diesem Zweck die Messe in C, KV 317, welche er am 23. März 1779 vollendete, und ein Jahr später, im März 1780 die Missa in C, KV 337. Sicher ist, dass KV 317 im August 1792 zu den Krönungsfeierlichkeiten Franz I. aufgeführt wurde. Im Bestand der Wiener Hofmusikkapelle findet sich eine Stimmenabschrift von KV 317, welche die Aufschrift: „Messe in C / Zur Krönungsfeyer Sr. M. /Franz I. zum Kaiser von Oesterreich“ trägt. Vermutet wird ferner, dass die Messe auch bereits zur Krönung Franz’ Vorgänger, nämlich Leopold II., in Prag aufgeführt wurde. Der Name Krönungsmesse ist daher in jedem Falle auf eine der beiden genannten Krönungen zurückzuführen. Das hübsche Sopran-Solo „Kyrie eleison“ resp. die Wiederholung des Themas im „Dona nobis pacem“ [ebenfalls Sopran solo] verwendet Mozart in der Arie der Contessa „Dove sono i bei momenti“ in seiner Oper Le Nozze di Figaro wieder.

(Aus dem Internet. Autor unbekannt)

Als Solisten wirken mit: Cornelia Horak, Annely Peebo, Franz Gürtelschmied und Markus Volpert.
Zum Offertorium hören Sie die Bass-Arie aus dem Weihnachtskonzert von J.S. Bach: „Großer Herr und starker König“.

Die mit Solotrompete, Streichern, Continuo und Bass besetzte festliche Musik der Arie „Großer Herr, o starker König“ entstammt der Glückwunschkantate „Tönet, ihr Pauken“ (Originaltext: „Kron und Preis gekrönter Damen“). Bis ins Detail passen Originalmusik und neuer Text zusammen: Das herrschaftliche Blasinstrument grüßt gleichsam den neugeborenen König, der durch zahlreiche Oktavsprünge im Continuo symbolisiert wird, die gebrochenen Dreiklänge des Ritornells verweisen auf dessen Gottschaft, wohingegen die zahlreichen Synkopen unter Fortlassung der Trompete eindrücklich die wohl hölzerne Krippe als unbequeme Schlafunterlage sowie Kargheit und (vordergründige) Unangemessenheit der Szene nachzeichnen.

(Markus Schönewolf, Werkeinführung, https://schoenewolf.com/bach-weihnachtsoratorium/)

Sonntag, 12. Jänner 2020
Joseph Haydn: „Nikolaimesse“, Hob. XXII:6

Die päpstliche Enzyklika „Annus qui“ von 1749 verlangt, Kirchenmusik als Dienerin des Wortes zu verstehen. Joseph Haydn trug den Bestimmungen Rechnung, indem er zwar die Instrumentierung zurücknahm, dem liturgischen Text aber in der „Missa Sancti Nicolai“ menschliche Empfindungen zuordnete. Schließlich sollte die Musik auch dem Auftraggeber, Fürst Nikolaus I. Esterházy gefallen, zu dessen Namenstag die „Nikolai-Messe“ komponiert wurde. So ist eine wohlklingend heitere Pastoralmesse entstanden mit schönen, mehrstimmigen Passagen und eingängigen Melodien für die Solisten. Das Kyrie klingt nicht nach bußfertigem „Erbarme dich„. Die beinahe volkstümliche Melodie drückt Freude über den Beginn der Liturgie aus. Im Gloria singt die Sopransolistin ein großangelegtes „Gratias agimus tibi“. Große Einzelsoli findet man auch im Credo nicht. Ein Quartett tritt an die Stelle, in dem der Tenorsolist durch das Glaubensbekenntnis führt. Der Solo-Bass tritt in einen spannenden Dialog mit Sopran und Alt. Diese wunderbare Gegenüberstellung von Chor und dem Solistenensemble gehört zu den herausragenden Momenten der Messe. Spielerische Terzen bestimmen das Sanctus. Haydn nimmt den Chor zurück, überlässt der Violine die Melodieführung und gibt den Hörnern klangmalerische Aufträge. Im Benedictus, lässt Haydn das „Gepriesen sei der Herr“ wieder variantenreich durch die vier Solostimmen verkünden. Beim Agnus Dei wirken Solisten, Orgel und Orchester klangmächtig zusammen, die mitreißende Wucht des Chores feiert das Lamm Gottes.

(Werner Vogel/inFranken.de)

Als Solisten hören Sie Cornelia Horak, Martina Steffl, Daniel Johannsen und Yasushi Hirano (springt ein für Klemens Sander, per 8. Jänner 2020).
Zum Offertorium singt der Chor das Danklied „Du bist´s, dem Ruhm und Ehre gebühret“ von Joseph Haydn, Text von Gellert (1757).

Sonntag, 26. Jänner 2020
Otto Nicolai: Messe in D-Dur

Wenn Carl Otto Ehrenfried Nicolai (9.6.1810-11.5.1849) heute ausschließlich als Komponist der Oper „Die lustigen Weiber von Windsor“ bekannt ist, so spiegelt das den Umfang seines Werks nur unzureichend wider. Zu seinen zahlreichen Kompositionen zählen unter anderem mehrere italienische Opern und ihre deutschen Bearbeitungen, drei Sinfonien, zahlreiche Lieder, Chorwerke sowie geistliche Kompositionen. Seine Messe in D-Dur in der Wiener Fassung von 1844 ist eines jener Werke, die zu entdecken sich lohnt. Otto Nicolai wurde 1810 in Königsberg geboren. Nach einer unglücklichen Kindheit gelang es ihm, seinem gewalttätigen Vater zu entkommen. Er lebte und studierte ab 1828 in Berlin. 1830 trat er zum ersten Mal als Komponist an die Öffentlichkeit. Dem Opus 1, „Introduktion und Variationen über ein Thema von Mozart für Klavier zu vier Händen“ folgten Lieder, Duette und Chöre, eine erste Symphonie (1831), ein Te Deum (1832) und die erste Fassung seiner Messe in D-Dur (1832) für die Einweihung des Posener Doms sowie die Weihnachtsouverture (1833). 1834 wurde er Organist der preußischen Gesandtschaft in Rom. Aus dieser Zeit datiert seine Kenntnis der Musikpflege an der Sixtinischen Kapelle. Dennoch war es zunächst die Oper, der er sich als Komponist zuwandte. Nach einigen Misserfolgen verpflichtete ihn 1837 der Direktor der Scala, Bartolomeo Merelli, an das ebenfalls von diesem gepachtete „K.K. Hofoperntheater nächst dem Kärntnertor“ in Wien. 1838 begab er sich nach Turin, wo vier Opern von ihm über die Bühne gingen. Danach ging er ein zweites Mal nach Wien. Dort wirkte er nicht nur als Opernkapellmeister, sondern er wurde auch der Gründer der 1842 zum ersten Mal veranstalteten „Philharmonischen Konzerte“ – und somit der Wiener Philharmoniker, die bald zu einem fixen Bestandteil des Konzertwesens der Stadt werden sollten. Ab September 1847 hatte er die Stellung eines „Königlich preußischen Musikdirektors“ in Berlin inne. Am 20.2.1849 beendete er seine letzte Oper „Die lustigen Weiber von Windsor“, von der er noch einige Aufführungen dirigierte. Er starb plötzlich am 11.5.1849 an einer Gehirnblutung. Ende 1844, während seines zweiten Aufenthalts in Wien, ging Otto Nicolai daran, seine bereits 1832 komponierte Messe in D-Dur für Wien umzuarbeiten, „wobei jedoch mehrere Stücke ganz neu komponiert, die Instrumentierung aber durchaus geändert wurde“. Die Messe wurde vom Wiener Hof angenommen und am 27.4.1845 in einem Sonntagshochamt aufgeführt. Partitur und Stimmen wurden dem „Archiv der Hofmusikkapelle“ übergeben, der Komponist erhielt ein Honorar von 100 fl. – sein Ziel, als Musiker bei Hof angestellt zu werden, erreichte er jedoch nicht. Die Messe erlebte einige Aufführungen in Wien, Nicolai gelang es jedoch nicht, einen Verleger zu finden. Im August 1846 dirigierte er seine Messe auf Einladung des Bischofs von Györ (Raab/Ungarn) zum ersten Mal selbst. Zu diesem Anlass komponierte Nicolai das „Salve Regina“ op. 39 und das Offertorium „Assumpta est Maria“ op. 38. Am 13.6.1847 kam die Messe in Salzburg zur Aufführung. Otto Nicolais Messe in D zählt, trotz ihrer Schönheit, zu den unbekannteren Messen des 19. Jahrhunderts. Wie zahlreiche andere protestantische Komponisten, die Messen für die katholische Liturgie schrieben, hatte sich auch Otto Nicolai intensiv mit dem Stil Palestrinas auseinandergesetzt und zeigt vor allem im Chorsatz, dass er den Kirchenstil beherrscht.

Eva Neumayr, Vorwort zur Partitur (Auszüge)

Als Solisten wirken mit: Cornelia Horak, Katrin Auzinger, Gernot Heinrich und Markus Volpert.
Zum Offertorium singt der Chor den Choral „Jesus bleibet meine Freude“ aus der Kirchenkantate „Herz und Mund und Tat und Leben“ von J.S. Bach, BWV 147.
Die Kantate ist in ihrer heute bekannten Form für den 2. Juli 1723, das Fest Mariä Heimsuchung, komponiert worden. Der Schlusschoral des zweiten Teils „Jesus bleibet meine Freude“ wird durch eine triolische Streichermelodie umrahmt und gehört zu den international beliebtesten Kompositionen Bachs, nicht zuletzt durch zahlreiche Bearbeitungen und Aufführungen im 20. Jahrhundert.

Jesus bleibet meine Freude, meines Herzens Trost und Saft,
Jesus wehret allem Leide, er ist meines Lebens Kraft,
Meiner Augen Lust und Sonne, meiner Seele Schatz und Wonne;
Darum lass ich Jesum nicht
Aus dem Herzen und Gesicht.