Liebe Freunde der Kirchenmusik!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Nun ist der erste Monat Kirchenmusik unter Corona-Bedingungen vorüber gegangen. Viele unserer Stammgäste sind wiedergekommen, natürlich fehlen die Touristen. In der Kirche sind 160 Plätze markiert, die im Schachbrettmuster angeordnet sind. Es gibt keinen Volksgesang außer den Halleluja-Vers zum Evangelium. Der Chor musiziert als Ensemble mit 16-20 Personen, das Orchester ist ebenso verkleinert. Nichtsdestotrotz ist das Klangerlebnis wunderbar, wie die ersten Aufführungen bewiesen haben.
Im Oktober bieten wir einen Schwerpunkt auf Messen von W. A. Mozart. Als Höhepunkt dieses Zyklus bringen wir am Samstag, dem 24. Oktober, um 19:30 Uhr das Requiem in d-Moll. Wir widmen dieses Requiem den Opfern der COVID-Pandemie. Die Karten dafür werden nicht verkauft, sondern nach Maßgabe des reduzierten Platzangebotes gratis an Interessenten zugeschickt. Machen Sie auch Ihre Freunde darauf aufmerksam und bestellen Sie ihre Plätze online.
Die einschlägigen Vorschriften machen folgende Regelungen notwendig: Es gilt absolute Reservierungs-/Registrierungspflicht! Es wird keine Abendkassa und auch keinen Einlass ohne registrierte Karte geben! Nachdem die Karten für die markierten Plätze diesmal nicht verkauft werden, ersuchen wir um Ihre großzügige Spende nach dem Ende des Konzerts am Ausgang.
Auch wenn das Musizieren unter den Corona-Regeln für uns völlig neu ist, glauben wir doch, Ihnen Musikerlebnisse in gewohnter Qualität bieten zu können. Wir freuen uns, wenn Sie sich wieder in die Kirche wagen! Durch genaue Einhaltung der entsprechenden Vorschriften und Über-Erfüllung der Empfehlungen des Chorverbands Österreich für ein sicheres Chorsingen können wir Ihnen ein sicheres Mitfeiern der Hochämter und einen ebenso sicheren, erfüllenden Konzertbesuch ermöglichen. Freilich sind wir dabei auch auf Ihre Mitwirkung angewiesen und bitten Sie schon jetzt, sich genau an die entsprechend kundgemachten Regelungen zu halten.
Mit besten Grüßen!
Hartwig Frankl, Obmann
Sonntag, 4. Oktober 2020: W. A. MOZART – Missa brevis in D, KV 194
Die Missa brevis in D für Soli, Chor, Orchester und Orgel, KV 194 (186h), trägt in Mozarts Autograph den Datumvermerk: Salisburgo il 8 d‘ augusto 1774. Sie war wohl, wie auch die Missa brevis in F, KV 192 (186f), für den Salzburger Dom bestimmt. Als erste Messe W. A. Mozarts 1793 bei J. J. Lotter in Augsburg erschienen, bietet das Werk ein Beispiel größter Konzentration, wortreiche Abschnitte sind den Solisten zugeteilt. Die Motive sind von knappster Prägung. Vorspiele fehlen gänzlich, Gloria und Credo werden vom Priester intoniert. Auch tritt die kontrapunktische Verarbeitung merklich zurück, auf die Schlussfugen wird verzichtet. Auffallend ist die Neigung zu Molltonarten, auch in Passagen, die bei Mozart sonst stets in Dur erscheinen, wie „Quoniam“ und „Et in Spiritum Sanctum“. Bemerkenswert auch, dass Mozart im „Incarnatus“ des Solo-Soprans das „homo factus est“ vom Solo-Bass singen lässt, die Menschwerdung im Gegensatz zu „de Spiritu Sancto ex Maria virgine“ also dem tiefen männlichen Register zuteilt. Die Besetzung der Missa brevis in D beschränkt sich auf Violinen, Bassi und Posaunen. Wie aus dem Aufführungsmaterial des Salzburger Domchores hervorgeht, gehörten innerhalb des traditionellen „Kirchentrios“ – zwei Violinen und Bassi – zur Gruppe der Fundamentalstimme: Orgel, Violine (Kontrabass) sowie als verstärkendes 8-Fuß-Instrument ein Fagott. Die Mitwirkung des Violoncellos wurde erst in späterer Zeit – ab der Krönungsmesse KV 317 – zur Selbstverständlichkeit. Die Bezeichnungen „Soli“ und „Tutti“ in der Orgelstimme weisen auf die damals im Salzburger Dom praktizierte Begleitung mit zwei verschiedenen Orgeln hin.
Als Solisten wirken mit: Cornelia Horak, Katrin Auzinger, Gernot Heinrich und Klemens Sander.
Sonntag, 18. Oktober 2020: W. A. MOZART – Kleine Credomesse KV 192
Mozarts längste Missa brevis, die deutlich den Umfang dieser Form sprengt, ist datiert auf den 24. Juni 1774. Sie wird auch als „Kleine Credomesse“ bezeichnet. Das Kyrie beginnt mit einem Orchestersatz. Die formal instrumentale Anlage der Messe ist mit der Gewichtigkeit der Vokalstimmen ausbalanciert. Das Gloria und Credo weisen Ritornellform auf. Das im Credo verwendete Motiv ist möglicherweise aus Fux‘ „Gradus ad parnassum“ übernommen und findet auch im Finale der Jupiter-Sinfonie KV 551 Verwendung.
Die Missa brevis F-Dur KV 192 komponierte Mozart im Jahr 1774 für den Salzburger Dom, höchstwahrscheinlich für einen ganz normalen Sonntag. Der Chor wird nur von Streichern begleitet, die Aufgaben der Solisten sind auf kleinere Ensemble-Einwürfe zurückgedrängt. Mozart scheint die formalen Beschränkungen, die ihm auferlegt waren, als Aufgabe betrachtet zu haben, zu möglichst kreativen und interessanten Ergebnissen zu kommen. In der F-Dur-Messe ist die kontrapunktische Durchdringung besonders auffällig und reichhaltig. Für ausgedehnte Fugen war kein Platz, dennoch bringt er drei Fugati (Gloria- und Credo-Schluss sowie Osanna) unter. Von besonderer Machart ist das Credo, das durchgehend auf dem berühmten Vier-Ton-Motiv basiert, das Mozart schon in seiner ersten Sinfonie, aber auch in seiner großen Credo-Messe von 1776 und noch in seiner letzten Sinfonie, der Jupiter-Sinfonie, verwendete. Es durchzieht den ganzen Satz und ist besonders bei den immer wieder wiederholten „Credo“-Einwürfen, die der Messe den Beinamen „Kleine Credo-Messe“ verliehen haben, eingesetzt.
Als Solisten hören Sie: Ursula Langmayr, Martina Steffl, Franz Gürtelschmied und Yasushi Hirano.
ABENDKONZERT: Samstag, 24. Oktober 2020, 19 Uhr 30:
W. A. MOZART – Requiem in d-Moll KV 626
Die Geschichte der Entstehung des Requiems von Mozart ist hinlänglich bekannt: da erscheint im Juli 1791, es sollte Mozarts letztes Lebensjahr sein, ein grau gekleideter Bote, um den Auftrag eines unbekannten, geheimnisvollen Bestellers zu übermitteln, eine Totenmesse zu schreiben. Das Honorar ist fürstlich, die Hälfte wird sofort ausbezahlt. Mozart war 1791 erst 35 Jahre alt, trotzdem, so will es die Geschichte, empfand er den Auftrag als eine Prophezeiung seines eigenen baldigen Endes. Eine pikante Note erhielt das ganze durch die Vergiftungstheorie. Legenden um Kunstwerke: sie tragen nicht selten zu deren Popularität bei. Auch Mozarts Requiem ist dafür ein Beweis, nicht erst, seitdem ein Theaterstück und ein danach gedrehter Film die Geschichte unnötig dramatisierte. Mozart starb am 5. Dezember 1791, er hinterließ neben seiner Frau und seinen zwei Söhnen, das „Requiem“. Es war nicht fertig geworden. Vervollständigt wurde das Werk von Franz Xaver Süßmayr (1766-1803). Süßmayr war ab 1790/91 auch Schüler von Mozart. Mit Süßmayr diskutierte Mozart in seinen letzten Tagen angeblich sein Requiem, sodass Süßmayr sich aufgrund dieser mündlichen Angaben und einiger hinterlassenen Notizen („Zettelchen“) in der Lage gesehen habe, das Stück nach Mozarts Tod zu vervollständigen. Obwohl häufig kritisiert, gehören Süßmayrs Ergänzungen (er komponierte bzw. instrumentierte die letzten fünf Teile) heute bei Aufführungen zum Standard.
Solisten: Cornelia Horak, Eva-Maria Riedl, Gernot Heinrich und Markus Volpert musizieren mit uns.
Sonntag, 25. Oktober 2020: W. A. MOZART – Loretomesse KV 275
Diese Messe, auch Marienmesse oder Loretomesse genannt, entstand vermutlich im Sommer oder Frühherbst 1777, kurz vor Mozarts Reise nach Mannheim und Paris. Die Missa brevis in B ist die letzte der Missa brevis Vertonungen Mozarts und zugleich das reifste Werk dieser Gattung. Sie wurde am 21.12.1777 in der Kirche der Benediktinerabtei St. Peter in Salzburg erstmalig aufgeführt. Der Musikwissenschaftler Alfred Einstein schreibt dazu: „Sie ist so intim, der Orchesterpart so bescheiden, so lyrisch, dass sie fast privaten Charakter hat.“ Vater Leopold schreibt dem Sohn nach Mannheim, dass seine B-Dur-Messe am 21. Dezember 1777 aufgeführt wurde und der Castrat (Cecarelli) unvergleichlich gesungen hat. Die Messe wird auch als Votivmesse bezeichnet, die Mozart für den glücklichen Ausgang seiner großen Reise gelobt und geschrieben hat. Die kurze Aufführungsdauer wird u.a. durch Textüberschneidungen erreicht. In der Orchesterbesetzung, dem sogenannten „Kirchentrio“ (erste und zweite Violine, Viola, Cello und Orgel) zeigt sich die Bescheidenheit und Intimität dieser sakralen Musik. Auf damals übliche Stützung der Chorstimmen durch 3 Posaunen wird hier verzichtet. Ihre heiter-beschwingte Grundstimmung schien den kirchenmusikalischen Reformern in der Mitte des 19. Jahrhunderts nicht mehr mit dem Ernst des Gottesdienstes vereinbar. Doch die Heiterkeit der Musik muss nicht im Widerspruch zur Ehrfurcht vor dem religiösen Geheimnis stehen. Die Musik erlaubt uns Einblicke in das religiöse Empfinden Mozarts und seiner Zeit.
Als Solisten wirken mit: Monika Riedler, Katrin Auzinger, Gernot Heinrich und Yasushi Hirano.
Sonntag, 1. November 2020: Allerheiligen
Joseph HAYDN – Große Orgelsolomesse
Missa in honorem Beatissimae Virginis Mariae in Es-Dur, Hob. XXII:4
Im Vergleich zur „Jugendmesse“ und zur „Mariazellermesse“ kommt in der „Großen Orgelsolomesse“ ein ganz anderer Charakter zum Tragen. Ludwig Finscher schreibt: „Modern wirken der auf weite Strecken geradezu idyllische Tonfall, der außer in den Credo-Teilen zur Menschwerdung und Passion alle scharfe Akzente vermeidet, und die – nicht zuletzt dank der Englischhörner – wunderbar farbige Instrumentation.“ Die Wahl der Tonart Es-Dur, überaus selten als Grundtonart einer Messvertonung der Klassik, steht in Zusammenhang mit der Instrumentierung. Durch die beiden Englischhörner erhält das Werk einen überaus farbigen Charakter, ähnlich wie er bei Haydns „Stabat Mater“, das zeitgleich entstanden ist, anzutreffen ist. Im Gegensatz zu immer wieder neuen Wendungen bei der Auslegung jedes Textdetails werden in dieser Messe erstmals größere Textabschnitte durch ein einziges Orchestermotiv zusammenfasst. Durch die überwiegende Verwendung des Dreiertaktes (3/4, 3/8, 6/8) entsteht ein pastoraler Grundton, der durch den rokokohaft verspielten Orgelpart noch verstärkt wird. Haydn beschränkt sich bei der solistischen Einbeziehung der Orgel nicht nur auf das Benedictus, sondern lässt die Orgel auch in den anderen Sätzen hervortreten. Ein konkreter Anlass für die Komposition ist nicht bekannt. In seinem Entwurfkatalog, den Haydn 1765 begonnen hat, ist die Messe als „Missa in honorem Beatissimae Virginis Mariae“ eingetragen, was die Bestimmung für ein marianisches Fest nahe legt. Da in Esterháza bzw. Eisenstadt kein Aufführungsmaterial aus der Entstehungszeit erhalten ist, könnte auch ein auswärtiger Auftrag möglich gewesen sein. Der Name „Große Orgelsolomesse“ stammt aus späterer Zeit, als Unterscheidung zur Missa brevis Sti. Joannis de Deo, die den Beinamen „Kleine Orgelsolomesse“ erhielt. Zusätzlich zur originalen Instrumentierung sind in mehreren österreichischen und böhmischen Abschriften Stimmen für zwei Trompeten und Pauken überliefert. Die Orchesterbesetzung an das jeweils vorhandene Instrumentarium anzupassen war eine gängige Praxis.
Als Solisten hören Sie: Monika Riedler, Katrin Auzinger, Gernot Heinrich und Yasushi Hirano.