NEWSLETTER DEZEMBER 2016
Liebe Freunde der Kirchenmusik! Sehr geehrte Damen und Herren!
Das Jahresende naht, und mir kommt vor, die Werbung für Weihnachten erreicht uns immer früher. Die Kirchenmusik für die besinnliche Zeit bringt ein gemischtes musikalisches Programm aus Orchester- und A-capella-Messen, beginnend am 2. Adventsonntag mit der wunderschönen „Missa Sanctae Crucis“ von J. G. Rheinberger. Am 8. Dezember, dem Festtag Mariä Empfängnis, gibt es eine große Orchestermesse mit Pauken und Trompeten von
W. A. Mozart, die „Waisenhausmesse“. Am 7. Dezember 1768 wurde die Komposition des erst 12-jährigen Genies in Wien uraufgeführt. Dabei gedenken wir auch des 225. Todestages des Meisters (5. Dez. 1791). Am 3. Adventsonntag bringen wir die „Deutsche Messe“ von Franz Schubert, auch bekannt unter „Wohin soll ich mich wenden“, in der Originalfassung mit Bläsern; am 4. Adventsonntag singen wir Motetten zur Adventzeit – lassen Sie sich ein auf die wundervolle Welt der A-capella-Musik.
Wie jedes Jahr vereinen sich in der Heiligen Nacht Chor, Orchester und Solisten der Chorvereinigung St. Augustin mit vielen hundert Menschen, die in der Jesuitenkirche die Mitternachtsmette (die auch wirklich um Mitternacht stattfindet) feiern wollen, zu einem großen gemeinsamen Fest. Gesungen wird Mozarts Krönungsmesse, und bereits jetzt kommen Telefonanrufe, für Kartenbestellungen und Sitzplatzreservierungen. Unsere Stammbesucher wissen natürlich, dass das nicht möglich ist. Man muss nur früh dran sein, um einen Sitzplatz ergattern zu können; die Kirche ist ab 23 Uhr geöffnet.
Jetzt ist auch die beste Gelegenheit, auf unsere Weihnachts-CD hinzuweisen. Musikstücke der Advents- und Weihnachtszeit, eingebettet in Mozarts „Krönungsmesse“. Nach jedem Gottesdienst in der Jesuitenkirche können Sie unsere Weihnachts-CD und auch unsere anderen CDs erwerben – sicherlich auch ein schönes Weihnachtsgeschenk. Oder bestellen Sie über unsere Website oder telefonisch unter 0664-3366464. 1 CD kostet € 18,-; 3 CDs nur € 48,-
Ich wünsche Ihnen eine besinnliche Adventszeit mit unserem Chor in der Jesuitenkirche und ein gesegnetes Weihnachtsfest!
Ihr Hartwig Frankl, Obmann
4. Dezember 2016 (2. Adventsonntag):
G. Rheinberger (1839-1901): „Missa St.ae Crucis“, Messe in G-Dur op. 151 (1882)
Josef Gabriel Rheinberger, geb. 1839 in Vaduz, gest. 1901 in München. Schüler von J.G. Herzog, J.J. Maier und Fr. Lachner. Gilt als einer der bedeutendsten Lehrerpersönlichkeiten des 19. Jahrhunderts; wirkte ab 1859 als Lehrer an der Königlichen Musikschule in München, später als Professor für Komposition und Orgel; 1877 Hofkapellmeister. Aus seinem umfangreichen Opus ragen die 20 Orgelsonaten hervor; wertvoll sind neben den Kammermusikwerken auch seine geistlichen und weltlichen Chorwerke.
Rheinberger komponierte die Missa St.ae Crucis op. 151 im September 1882. Sie enthält einprägsame, wunderschöne Motive und vermeidet extreme Stimmlagen. Die einzelnen Sätze sind harmonisch reich gestaltet, mit viel Sinn für Klang und mit den für Rheinberger typischen überraschenden Modulationen.
Der Beiname der Messe ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass Rheinberger die Komposition 1883 selbst erstmals in der Karwoche in der Allerheiligen Hofkapelle in München zur Aufführung brachte. Später führte er die „Missa in G-Dur“, wie sie auch schlicht genannt wird, auch außerhalb der Fastenzeit auf. Wie alle Werke dieses international nicht überaus bekannten Komponisten, bringt die Missa St.ae Crucis starke Emotionen im Dienste der Liturgie zum spannenden Ausdruck.
Zum Offertorium: „Nun komm, der Heiden Heiland“ von Melchior Vulpius (1570-1616).
Do., 8. Dezember 2016, „Mariä Empfängnis“
W.A. Mozart (1756-1791): Missa solemnis c-Moll, „Waisenhausmesse“ KV 139
Wolfgang Amadeus Mozarts Messe in c-Moll KV 139 (KV3 114a/KV6 47a) wird „Waisenhausmesse“ genannt, in der Annahme, dass sie zur Einweihung der Waisenhauskirche in Wien am 7. Dezember 1768 komponiert wurde. Der Entstehungszeitraum konnte durch Untersuchungen am Autograph (Wasserzeichen und Format) auf 1768/69 eingegrenzt werden.
Mozart Komposition erklang zu einer feierlich zelebrierten Messe (der ersten in der neuen Kirche gelesenen) und ist auch von der musikalischen Seite her durch Orchesterbesetzung und Anlage der Komposition als Missa solemnis zu bezeichnen.
Mozart bediente sich der Form der Kantatenmesse. Arien, Duette und Chöre sind hier die äußeren Merkmale. Die Abschnitte „Cum sancto spiritu“ des Gloria und „Et vitam venturi saeculi“ des Credo sind jeweils als Fuge komponiert.
Die langsamen Teile der Messe stehen alle in einer Moll-Tonart: Die Eröffnung des Kyrie (Adagio), das „Qui tollis“ des Gloria (f-Moll), das pastorale „Et incarnatus est“, das „Crucifixus“ und zuletzt der Beginn des Agnus Dei werden zusätzlich durch langsame Tempi in ihrer zentralen liturgischen Bedeutung hervorgehoben.
Mozarts Waisenhausmesse steht in ihren anderen Teilen den expressiven Ausdrucksmitteln der zeitgenössischen Oper sehr nah.
Zu dem Zyklus des Ordinarium Missae vertonte Mozart, dem feierlichen Anlass entsprechend, noch einen Teil des Proprium Missae: das Offertorium „Benedictus sit Deus“. Zwei Sätze für Chor und Orchester umrahmen einen Satz für Solo-Sopran und Orchester. Die Instrumentierung entspricht der Vertonung des Ordinariums. Ein weiteres Beispiel für den expressiven „Opernstil“ innerhalb der Komposition ist der letzte Satz des Offertoriums, und dort besonders die Schlusstakte über die Worte „Jubilate“. (Wikipedia).
Als Solisten hören Sie Monika Riedler, Martina Steffl, David Sitka und Markus Volpert.
Zum Offertorium singen wir das 7-stimmige „Ave Maria“ in F-Dur (1861) von Anton Bruckner.
11. Dezember 2016 (3. Adventsonntag):
Franz Schubert (1797–1828): Deutsche Messe, D 872
Gesänge zur Feier des Heiligen Opfers der Messe in F-Dur („Wohin soll ich mich wenden“)
Diese Sammlung, die später mit dem Titel Deutsche Messe versehen wurde, ist vermutlich Schuberts volkstümlichstes kirchenmusikalisches Werk. Entstanden ist sie 1827, ein Jahr vor Schuberts Tod, und zwar als Auftragswerk des Textautors Johann Philipp Neumann (1774–1849). Schubert erhielt dafür 100 Wiener Gulden.
Ihre acht Teile und ein zusätzlicher Anhang wurden in zwei Fassungen komponiert, die bereits im Entstehungsjahr in Wien bei Anton Haykul gedruckt wurden: Einer ersten für vierstimmigen gemischten Chor und Orgel, und einer zweiten für vierstimmigen gemischten Chor, Bläser (2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen), Pauken und Kontrabass, mit Orgel ad libitum. Die beiden Autographen tragen keine Überschrift, die Druckausgabe wurde als „Gesänge zur Feier des heiligen Opfers der Messe“ veröffentlicht.
Die Bearbeitung für Bläser (mit Orgel ad. lib.) deutet daraufhin, dass das Werk vermutlich ursprünglich für eine Verwendung im Freien gedacht war, oder für einen größeren Raum ohne Orgel. Diese Vermutung wird gestützt durch den Einsatz eines Kontrabasses, der die Unteroktave des Chor- und Bläserbasses spielt, die ansonsten von der Orgel übernommen worden wäre. Eine derartige Verwendung eines Kontrabasses ist schon bei den „Harmoniemusiken“ (den Bläsersätzen) der Wiener Klassik belegt. Allerdings hatten viele, vor allem kleinere süddeutsche und österreichische Orgeln des 18. Jh. und frühen 19. Jh. kein Pedal bzw. ein „angehängtes“ Pedal ohne eigene Register, das fest an das einzige Manual gekoppelt ist oder nur ein Pedal mit beschränktem Umfang; auch in diesem Fall war die Verwendung des Kontrabasses angeraten. Beide autographen Partituren – die der Orgelfassung ist im Besitz der Österreichischen Nationalbibliothek, die der Bläserfassung ist heute in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek – zeigen einen nahezu identischen Orgelpart, der zudem auch mit dem Bläsersatz übereinstimmt. Man kann also davon ausgehen, dass Schubert sowohl an eine Aufführung nur mit Orgel, nur mit Bläsern, oder auch mit allem zusammen gedacht hat.
Orgel- und Bläserfassung sind nahezu identisch, allerdings enthält die Bläserfassung in allen Sätzen mit Ausnahme des Sanctus („Heilig, heilig, heilig, heilig ist der Herr…“) zwischen den zwei bis vier Textstrophen kurze instrumentale Zwischenspiele. Die Instrumentierung ist in jedem Satz anders, abhängig von der liturgischen Aussage des jeweiligen Textes. So findet sich z.B. die volle Besetzung mit Pauken und Trompeten nur im Gloria („Ehre, Ehre sei Gott in der Höhe…“) und gibt diesem besonderen strahlenden Glanz. Das innige Sanctus wird neben den Holzbläsern nur von Hörnern und Posaunen begleitet: Schubert war ein Meister in der Erzeugung einer fromm-emotionalen Stimmung.
Allerdings gab es von kirchlicher Seite Vorbehalte gegen das neue Werk. Es wurde mit erzbischöflichem „Censur“-Protokoll vom 24. Oktober 1827 zwar zugelassen, jedoch nicht für den offiziellen Kirchengebrauch. Der Grund hierfür ist wohl in dem in diesen Jahren beginnenden Streit um die „wahre“ Kirchenmusik zu suchen, der im deutschsprachigen Raum zur Bewegung des Cäcilianismus geführt hat. Die Gesänge zur Feier des Heiligen Opfers der Messe waren also keineswegs eine „Messe“ im Sinne einer Vertonung des Ordinariums, noch waren sie als solche gedacht. Bei allen textlichen Freiheiten, die sich Komponisten des beginnenden 19. Jh. bei der Komposition von liturgischer Musik leisten konnten: Eine derartige Verwendung wäre vermutlich sogar den Urhebern zu weit gegangen. Nichtsdestoweniger erreichte die Sammlung rasch weite Verbreitung in Österreich, Süddeutschland und Schlesien und erlangte höchste Popularität. Aus diesem Grund wurden die „Gesänge“ etwa um 1850 für den uneingeschränkten kirchlichen Gebrauch freigegeben. 1928 schließlich, im 100. Todesjahr Franz Schuberts, verordneten die österreichischen Bischöfe, dass die nunmehr bereits als „Deutsche Messe“ bezeichnete Sammlung in allen Kirchen als Gemeindegesang zu singen sei. Auch in den katholischen Gegenden Deutschlands wurde diese Anordnung getroffen. Noch heute sind Teile der Deutschen Messe im Gotteslob, dem allgemeinen Gesangbuch der deutschsprachigen Katholiken enthalten, und es gibt nur wenige Stücke darin, die sich bei den Gemeinden einer ähnlichen Popularität erfreuen. Leider umfasst das Gotteslob nicht alle Teile, und die übrigen nicht mit dem vollständigen Text. Der Grund ist vermutlich der, dass die Neumann’schen Texte, entstanden zwischen Aufklärung und Romantik, heute nur noch schwer in die Zeit passen. (aus: Kirchenmusik in Benediktbeuern)
18. Dezember 2016 (4. Adventsonntag):
Motetten zur Adventzeit.
Mit Werken von Bach, Mozart, Reger und Heiller.
Sa., 24. Dezember 2016, Christmette in der Heiligen Nacht, 24:00 Uhr:
W. A. Mozart: Krönungsmesse C-Dur KV 317 (1779)
Im Januar 1779 kehrte Mozart nach Salzburg zurück, da ihm der Erzbischof Hieronymus Colloredo die Stelle als Domorganist zusprach, weil sein Vorgänger Cajetan Adlgasser an einem Schlaganfall während des Orgelspiels starb (sein Vater Leopold berichtete darüber). Allerdings stellte Mozart einige Forderungen: So z. B. sollte es ihm erlaubt sein, alle zwei Jahre zu verreisen, weil sein großes Talent (wie er selbst sagt) sonst verloren ginge. Da er aber vor allem als Orgelspieler eingestellt worden war, forderte er weiterhin, dass er vom Klavier aus dirigieren und Arien begleiten dürfe. Auch diese Bedingungen wurden erfüllt. Seine Hauptaufgabe waren der Dom, der Hof und das Kapellhaus; er sollte aber auch neue Kompositionen entwickeln. Da es ihm nicht möglich war, Opern zu schreiben, komponierte er die beiden C-Dur-Messen KV 317 und 337 (Krönungsmesse, Missa solemnis)
Die Krönungsmesse KV 317 wurde am 23. März 1779 vollendet (also kurz nach seiner Anstellung). Der Anlass blieb lange Zeit unklar: Zunächst vermutete man, dass das Werk für die Wallfahrtskirche Maria Plain im Norden der Residenzstadt geschrieben wurde; später fand man aber heraus, dass es wie die Missa solemnis für Salzburg komponiert worden war. Beide Messen sind Kirchenwerke für Streicher und Bläserensemble und enthalten den vollständigen Messtext.
Mozarts Werke mussten für den Fürsten „interessant“ sein und für bestimmte Anlässe komponiert werden (z. B. Ostern). Am 4. April 1779 wurde die Krönungsmesse gespielt; im Jahr darauf vollendete Mozart die Missa solemnis, wiederum zu Ostern. 1781 komponierte er aber keine weitere Messe, weil er den Karneval in München verbrachte (Oper „Idomeneo“) und direkt von Colloredo nach Wien gerufen wurde. Am 15. April zerstritt er sich mit ihm und wurde am 10. Mai seines Amtes enthoben.
Die beiden Messen sind liturgisch gesehen identisch. Weiterhin haben auch seine Kirchensonaten viel mit der Missa solemnis gemeinsam, z.B. die Tonart C-Dur und die ähnliche musikalische Besetzung. Man kann also sagen, dass Mozart in den Jahren 1779/1780 pro Jahr eine Messe, eine Kirchensonate und Zyklen von Vesperpsalmen schrieb.
Er hatte diesbezüglich wahrscheinlich eine Vorgabe des Fürsten, da er das von ihm gewünschte Programm weder unter- noch überschritt. Seine Messen stehen auch in Beziehung mit seinen Wiener Werken: Die Arie der Gräfin, die den zweiten Akt von „Le nozze di Figaro“ eröffnet, hat den gleichen melodischen Anfang wie das Agnus Dei. Außerdem hat die Gräfin-Arie im dritten Akt dasselbe Motiv wie das Agnus Dei der Krönungsmesse. Einziger Unterschied sind die Taktveränderung und die Tonart (eine Quinte höher). Die Elemente der Messe tauchen auch in der Oper auf.
1792 wurde die Krönungsmesse zur Krönung Franz II., des letzten röm.-deutschen Kaisers, aufgeführt. Weiterhin gab es offenbar Abschriften, sodass sie auch 1791 (für Leopold II., böhmischer König in Prag) gespielt wurde. Erstaunlich ist, dass Mozart seine Messe nie selbst als „Krönungsmesse“ bezeichnete, sondern dass diese erst später diesen Namen erhielt. In dieser Zeit komponierte er auch Klavierkonzerte (KV 459 und 337), die am Rande der Krönung von Leopold II. aufgeführt wurden. Diese erhielten den Namen „Krönungskonzerte“.
Als Solisten wirken mit: Cornelia Horak, Annely Peebo, Gernot Heinrich und Klemens Sander.
Zum Offertorium hören Sie das „Laudate Dominum“ von W. A. Mozart. Als weihnachtliche Motette bringen wir „Mariä Wiegenlied“ von Max Reger (1874–1916).