NEWSLETTER FEBRUAR 2020
Liebe Freunde der Kirchenmusik!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Unser Saisonprogramm für das 1. Halbjahr 2020 ist erschienen, und wir laden Sie herzlich ein, mit uns in der Jesuitenkirche die Gottesdienste mit den wundervollen Werken der Wiener Kirchenmusik mitzufeiern. Unser Programm enthält wieder viele wohlbekannte Werke aus dem unvergänglichen Schatz der Kirchenmusik, dessen Pflege sich die Chorvereinigung St.Augustin in ihren Statuten festgeschrieben hat. Es sind viele Messen dabei, die einen enormen Finanzaufwand bedeuten: große Messen von Puccini, Otto Nicolai, Beethoven C-Dur und Salieris „Hofkapellmeistermesse“. Eine Novität gibt es auch: Mozarts „Trinitatismesse“ (21.5.), die wir noch nie gesungen haben, wird neu einstudiert. Die Feier der Osternacht gestalten wir wieder mit der „Krönungsmesse“ von Mozart (Karsamstag, 11. April um 21 Uhr). Als einer der Höhepunkte des Frühjahrsprogramms darf die Aufführung von Bruckners f-Moll-Messe gelten (28.6.).
Als Abendkonzert präsentieren wir die im Herbst krankheitsbedingt abgesagte „Petite Messe solennelle“ am Donnerstag, dem 4. Juni 2020. Nützen Sie die Möglichkeit, die Karten im Vorverkauf online zu bestellen (Kat. A: 35,- und Kat. B: 30,- €), per e-mail unter bestellung(at)chorvereinigung-augustin.com, oder per Telefon 0677-624 302 84.
Mit besten Grüßen!
Hartwig Frankl, Obmann
Sonntag, 2. Februar 2020
Franz Schubert (1796-1828): Messe in G-Dur
Franz Schubert schrieb diese Messe 1815 im Alter von 18 Jahren, im gleichen Alter wie Mozart seine A-Dur-Symphonie KV 201. Die Messe war für die Pfarrkirche der Wiener Vorstadt Lichtental bestimmt, zu deren Sprengel Schubert gehörte. Es ist die kürzeste und einfachste Messe, die Schubert geschrieben hat, und sie erinnert in manchen Einzelheiten an die F-Dur-Messe von 1814.
Ganz ungewöhnlich in der Textauffassung, aber einfach im formalen Aufbau ist das Credo der Messe: große Teile davon sind im pianissimo und piano gehalten, die Musik verzichtet weitgehend auf Interpretation des Textes bzw. die Darstellung von emotionalem Gehalt. Der Satz ist dreiteilig angelegt – nicht nur durch den dynamischen Kontrast pianissimo – forte – pianissimo, sondern durch den Wechsel von staccato – legato, durch Gegensätzlichkeit der mehr akkordischen, ruhigen Eckteile zum melodiöseren, bewegteren Innenteil.
Die melodische Schönheit der Komposition kommt aber in der schlichten Besetzung des Orchesters nur mit Streichern und Orgel am besten zur Geltung – siehe das Sopran-Solo im Kyrie, das Solo-Terzett im Benedictus, und als Höhepunkt das aus 44 Takten bestehenden Agnus Dei.
Zu erwähnen ist auch, dass Schubert in keiner seiner Messen den Satz „Et unam sanctam catholicam et apostolicam ecclesiam“ („Ich glaube an die eine, heilige, katholische Kirche“) aufnahm und im Credo der G-Dur-Messe auch das „Et exspecto resurrectionem mortuorum“ („Ich erwarte die Auferstehung der Toten“) unvertont ließ (wodurch sich der unsinnige Satz „Confiteor unum baptisma in remissionem peccatorum mortuorum“ ergibt).
Die Solisten sind Elisabeth Wimmer, Franz Gürtelschmied und Klemens Sander.
Zum Offertorium singt der Chor die Motette „Lobet den Herren“ von Michael Praetorius (eigentlich Michael Schultheiß, geb. 15. Februar 1571 in Creuzburg bei Eisenach, gest. 15. Februar 1621 in Wolfenbüttel; deutscher Komponist, Organist, Hofkapellmeister und Gelehrter im Übergang von der Renaissance zum Barock).
Sonntag, 16. Februar 2020
Joseph Haydn (1732-1809): „Nelsonmesse“
Missa in angustiis in d-Moll, Hob. XXII:11
Durch einen Vermerk auf dem Autograph kann die Komposition der Nelsonmesse in den Zeitraum zwischen 10. Juli und 31. August 1798 datiert werden. Griesinger berichtet, Haydn habe die Messe in einem Monat geschrieben, weil er damals „Krankheits-halber nicht ausgehen konnte“. Am 23. September 1798 erfolgte die Uraufführung in Eisenstadt.
In Haydns Entwurfkatalog wird das Werk als „Missa in angustiis“ (Messe in Zeiten der Bedrängnis) bezeichnet. Der Name bezieht sich vermutlich auf die herannahende napoleonische Bedrohung. Diese Deutung scheint wahrscheinlicher als der Versuch, die Namengebung auf die angegriffene Gesundheit Haydns zu beziehen. Der geläufige Name Nelsonmesse wird mit dem Besuch des englischen Admirals Lord Nelson in Eisenstadt im September 1800 in Verbindung gebracht, zu welchem Anlass die Messe erklungen ist. Die These, Lord Nelson habe als siegreicher Kriegsheld die Komposition angeregt, ist unwahrscheinlich. Für die auffälligen Militärsignale der Trompeten und Pauken, die die ungewöhnliche Benedictus-Vertonung bestimmen, findet sich eine zeitgenössische Erklärung: während der Komposition des Satzes habe Fürst Esterhazy die Nachricht bekommen, dass Lord Nelson die Franzosen besiegt hat, „von jetzt an habe er (Haydn) das Bild eines blasenden Kouriers nicht aus seiner Phantasie verdrängen können“.
Durch die Tonart d-Moll, eine ungewöhnliche Tonart für eine „Missa solemnis“, vermittelt das Kyrie, wie die anderen Sätze in dieser Tonart, einen ernsthaft strengen, beinahe furchteinflößenden Charakter, der von der Instrumentierung mit tiefen Trompetenstößen noch verstärkt wird. Dem gegenüber stehen die jubilierenden D-Dur Sätze von Gloria und Sanctus. Der erste Credo-Teil stellt Haydns kontrapunktische Meisterschaft unter Beweis: der liturgische Text wird als zweistimmiger Kanon in der Unterquint für zwei oktavierende Stimmpaare (Sopran/Tenor und Alt/Bass) vertont und im Autograph ausdrücklich mit „in canone“ überschrieben. Die überaus virtuose Fuge über das „Dona nobis“ ist eine der individuellsten Chorfugen Haydns.
Unter den späten Messen kommt die Nelsonmesse mit der sparsamsten Orchesterbesetzung aus. Die originale Instrumentierung mit Streichern, drei Trompeten, Pauken und Orgel ist ungewohnt klein. Grund dafür mag sein, dass Fürst Nikolaus II. vorübergehend die „Spieler der blasenden Musik verabschiedet“ hat. Haydn beschränkte sich deshalb auf die im Dienst verbliebenen Trompeten und Pauken und machte „den Verlust der anderen Blasinstrumente“ durch „eine obligate Orgelbegleitung und einen besonders reichen Streichersatz wett“. Die von Haydn autorisierte spätere Hinzufügung von Holzbläsern und Hörnern, denen die obligate Orgelstimme zu Grunde liegt, erstellte J. N. Fuchs, Haydns Nachfolger bei Esterházy. Im Gegensatz zu den anderen, späten Messen Haydns traf die Nelsonmesse nie der Vorwurf einer mangelnden kirchlichen Würde.
Als Solisten wirken mit: Cornelia Horak, Katrin Auzinger, Franz Gürtelschmied und Markus Volpert.
Zum Offertorium hören Sie „Die Himmel rühmen“ von Ludwig van Beethoven.
Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre ist der Textbeginn einer Dichtung von Christian Fürchtegott Gellert. Der Titel lautet Die Ehre Gottes aus der Natur. Das Gedicht erschien erstmals 1757 in Gellerts Sammlung Geistliche Oden und Lieder.
Unter demselben Titel liegt der Text auch in einer Vertonung von Ludwig van Beethoven (Opus 48,4) für Singstimme und Klavier vor. Es handelt sich um die Nr. 4 des Liederzyklus Sechs Lieder von Gellert, den Beethoven 1803 komponierte. Durch die Bearbeitung von Joseph Dantonello für vierstimmigen gemischten Chor, Orgel und Orchester ist sie eines der bekanntesten geistlichen Lieder geworden.
Gellerts Text nimmt in den ersten zwei Strophen Psalm 19,2–6 auf, um dann in der Weise der Natürlichen Theologie von der Größe und den Wundern der Schöpfung auf die Größe und Anbetungswürdigkeit des Schöpfers zu schließen.
Aus „Wikipedia“
Sonntag, 23. Februar 2020
W. A. Mozart (1756-1791): „Kleine Credomesse“, KV 192
Im August 1754 wurde der 100. Jahrestag der Kirchweihe der vor den Toren Salzburgs liegenden Wallfahrtskirche Maria Plain mit einer von 13. bis 21. August währenden Festwoche gefeiert, die durch acht Tage täglich feierliche Vormittags- wie Nachmittagsgottesdienste – insgesamt 26(!) – brachte. Vom 19. August heißt es in einer zeitgenössischen Beschreibung, dass die Musik beim Hochamt besonders schön und künstlerisch gewesen sei, weil „erstlich fast lauter Hochfürstliche Hofmusikanten solches producirt haben: sonderlich aber der alte, und iunge, beyde berühmte Herrn Motzart. Bey welchem der iunge Herr Motzart ein Orgel, und ein Violinkonzert, zu aller Leuthen Verwunderung, und Erstaunung gemacht.“
Man bringt die mit 24. Juni 1774 datierte Missa brevis in F-Dur, KV 192, deren feine kammermusikalische Struktur an einen kleinen Kirchenraum denken lässt, die aber durch (allerdings vielleicht nachkomponierte) Trompeten und Pauken auch genug Festglanz erhält, zu Recht mit Maria Plain in Zusammenhang: entweder mit dem Jahr für Jahr am 5. Sonntag nach Pfingsten (1774 am 4. Juli) gefeierten Gedächtnistag der 1751 erfolgten Krönung des Gnadenbildes oder mit den beschriebenen Festlichkeiten zum hundertjährigen Kirchweihfest. Das Credo wird von jenem Motiv angestimmt, das den Schlusssatz der Jupiter-Symphonie prägt, aber auch schon in Mozarts erster Symphonie, KV 16, aufgetaucht ist. Es wird zu den Worten „credo, credo“ mehrmals innerhalb des Satzes wiederholt, womit diese Messe zum Typus der zahlreichen Credo-Messen zu zählen ist, wie auch Mozarts Messe KV 257, die diesen Typus-Namen als Beinamen („Große Credomesse“) erhalten hat. In ihr taucht das Credo-Motiv dieser Messe im Übrigen im Sanctus auf.
Dass Mozart bei diesem Hochamt am 19. August sowohl ein Orgel- wie ein Violinkonzert gespielt hat, informiert uns wieder einmal grundsätzlich über die Funktion der Instrumentalmusik in der damaligen Kirchenmusik: Sowohl der Gradual- wie der Offertoriumsgesang sind bei diesem festlichen Gottesdienst durch ein Instrumentalkonzert ersetzt worden. – Lob Gottes mit Musik, ohne Worte.
Text: „Mozart sakral“, Wien, 2006
Die Solisten sind Cornelia Horak, Martina Steffl, Markus Miesenberger und Yasushi Hirano.
Zum Offertorium hören Sie die Motette „Jauchzet dem Herrn alle Welt“ von Mendelssohn.
Jauchzet dem Herrn, alle Welt, MWV B 45, ist eine Vertonung des 100. Psalms von Felix Mendelssohn Bartholdy für Doppelchor a cappella. Er schrieb die Motette 1844. Es ist Mendelssohns bekannteste Vertonung des Psalms, der außerdem 1847 eine vierstimmige Motette schrieb, als Teil der Drei Motetten, op. 69, die zum Gebrauch in der Liturgie der Church of England bestimmt waren.
Mendelssohn war bereit, Stücke für unterschiedliche Glaubensrichtungen zu komponieren.
Der Satz von Psalm 100 in Martin Luthers Übersetzung für Doppelchor wurde für die erneuerte Liturgie am Berliner Dom geschrieben. Friedrich Wilhelm IV. hatte Mendelssohn als Kirchenmusikdirektor von Berlin eingesetzt mit der Aufgabe, eine neue Liturgie einzuführen. Mendelssohn beendete die Psalmkomposition am 1. Januar 1844.
Mendelssohn vertonte den Text in einem Satz, in C-Dur und 4/4-Takt. Er besteht aus drei Abschnitten in unterschiedlichem Tempo, anfangs Andante con moto, im Mittelteil („Gehet zu seinen Toren ein“) Poco lento, und schließlich („Denn der Herr ist freundlich“) Andante. Während die äußeren Abschnitte vierstimmig gehalten sind, sind im Mittelteil acht Stimmen komponiert, aufgeteilt in einen Chor der hohen Stimmen und einen der tiefen Stimmen, die erst im Wechsel, dann zunehmend dichter singen. Dieser Abschnitt ist Solo bezeichnet.
Der erste Psalmvers („Jauchzet …“) ist als kurze Fanfare gesetzt. Der zweite Vers („Dienet …“) beginnt im Kontrast mit den hohen Stimmen unisono und wird weitergeführt von allen Stimmen. Der dritte Vers („Erkennet …“) beginnt in allen Stimmen leise und in tiefer Lage, langsam gesteigert zum Wort „Gott“.
Im Mittelteil (Vers 4, „Gehet …“) beginnt der Männerchor, es folgt ein Wechselgesang mit den hohen Stimmen. Der Gedanke des Dankens beginnt mit zwei Noten im tiefsten Bass, doch dann in allen acht Stimmen gemeinsam.
Der Schlussteil (Vers 5, „Denn der Herr ist freundlich …“) beginnt leise in den Unterstimmen in Homophonie, gesteigert zum Wort „freundlich“, und weiter gesteigert zu „Wahrheit“. Zum Abschluss wird dieser Verlauf mit dem Sopran wiederholt.
Aus „Wikipedia“
Sonntag, 1. März 2020
Michael Haydn (1737-1806): Missa Adventus et Quadragesimae, MH 553
Johann Michael Haydn (geb. am 14. Sept. 1737 in Rohrau in Niederösterreich, gest. am 10. August 1806 zu Salzburg), der jüngere Bruder des großen Joseph, ist in der Musikwelt noch nicht voll gewürdigt, obschon auch Mozart seine weltlichen wie geistlichen Werke hoch einschätzte. Auch auf seinem ureigensten Gebiet – der Kirchenmusik – ist er noch nicht ganz erkannt. Was an dem Werk „Missa Adventus et Quadragesimae“ des Meisters besonders auffällt und sich aus seiner Stellung als Leiter von Kirchenchören leicht erklärt, ist seine Sorge um sogenannte Einlagen der Messe, sowie für Messkomposition selbst, die bei den bescheidensten Mitteln eine künstlerische Leistung ermöglicht und gleichzeitig den liturgischen Forderungen vollauf entspricht. Zu diesen zählt die vorliegende Messe (MH 553), 1794 komponiert. Die Titelbezeichnung weist schon darauf hin, dass wir es mit einer kurzen a-capella-Messe zu tun haben, die der Zeit entsprechend ein ernstes Gepräge trägt. Es ist nicht eine ausgesprochene Choralmesse, aber verwendet doch chorale Melodien.
Das Kyrie beginnt in dorischer Tonart, das dem antiken Charakter gerecht wird. Eine originale Chormelodie stellt das dem IV. Choralcredo entnommene Et incarnatus est dar, stellenweise in der Melodieführung abgeändert, und insbesondere mit Halbtönen versehen. Die Sopranstimme zitiert bei Et unam sanctam die Schlusskadenz des zweiten Choral-Credo. Die Messe zeichnet sich durch besondere Prägnanz aus. Der Text ist ohne Weitschweifigkeit großartig illustriert, und bei allem Ernst klingt sie doch nicht herb und düster. Als Begleitung dient die Orgel.
Anton Maria Klafsky im Vorwort der Partitur