NEWSLETTER MAI 2017
Liebe Freunde der Kirchenmusik!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Der Mai bringt einige musikalische Herausforderungen für unseren Chor: Zum einen präsentieren wir als Abendkonzert am 16. Mai um 19:30 Uhr erstmals das „Stabat Mater“ von Antonín Dvořák. Dieses komplexe spirituelle Werk stellt eine große Herausforderung an den Chor dar. Die religiöse Komponente kommt unmittelbar und bewegend zum Ausdruck, sodass das Werk wie ein klingendes Gebet zum Innehalten und ruhigen Betrachten einlädt. Auch der sakrale Rahmen der Jesuitenkirche und die wunderbare Akustik tragen dazu bei, und machen es damit zu einem einzigartigen Ereignis, zumal es in einer Kirche nur sehr selten zu hören ist. Der Kartenvorverkauf hierfür läuft unter
Tel. 0664-336 64 64, oder via e-Mail unter bestellung(at)chorvereinigung-augustin.com .
Rund um dieses Konzert ranken sich einige wunderbare Werke der klassischen Wiener Kirchenmusik von Haydn, Mozart und Schubert. Seit der Gründung der Chorvereinigung vor fast 25 Jahren ist es der Auftrag des Vereines, exzellente Kirchenmusik möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen. Diese Mission ist der Ausgangspunkt für die Gestaltung der musikalischen Planung, eingebettet in die einzigartig lebendige Liturgie in der Jesuitenkirche. Kirchenmusik ist ein so unendlich wertvoller und mit der Gegenwart und der Tradition unmittelbar verbundener Teil unseres Lebens, dass sich jedes Bemühen, das Feuer und die Faszination weiterzugeben, tausendfach lohnt! Leider fehlen uns für wichtige Vorhaben die ausreichenden Mittel. Als privater und gemeinnütziger Verein ohne öffentliche Förderungen sind wir ausschließlich auf Ihre Unterstützung angewiesen. Kommen Sie daher recht oft in die Jesuitenkirche zu unseren Aufführungen und unterstützen Sie uns finanziell. Die Chorvereinigung kann langfristig nur weiter bestehen, wenn großzügige Menschen ein Stück des Weges mit uns gehen. Jeder Betrag ist uns eine große Hilfe, jeder Beitrag hilft uns weiter.
Ich wünsche viel Freude mit der Kirchenmusik in der Jesuitenkirche!
Ihr Hartwig Frankl, Obmann
Sonntag, 7. Mai: Joseph Haydn – „Kleine Orgelsolomesse“
Informationen über das Werk entnehmen Sie bitte dem Newsletter April 2017.
Sopransolo: Monika Riedler
Zum Offertorium: Mozart: Kirchensonate G-Dur
Sonntag, 14. Mai: Joseph Haydn – „Nikolaimesse“
Fürst Nikolaus I. Esterházy (1714-1790) trat am 17. Mai 1762 das Erbe seines Bruders Paul Anton an. Er wurde Haydns Gönner und Dienstherr für beinahe 30 Jahre. Der Beiname „Der Prachtliebende“ weist darauf hin, dass er gerne Geld für große Feste und besondere Feierlichkeiten bereitstellte – der Dichter Johann Wolfgang Goethe schrieb in seiner Autobiographie vom „Esterházyschen Feenreich“. In vielerlei Hinsicht war Nikolaus I. ein vorbildlicher Mäzen, und der aus einfachen Verhältnissen stammende Haydn wurde nach dem Güterregent und dem Leibarzt der drittbest bezahlte „Hausoffizier“ des Fürsten Esterházy. Diese finanzielle Rangordnung zeigt die bedeutende Stellung, die Haydn einnahm und das hohe Ansehen, das Haydn genoss.
Fürst Nikolaus I. Esterházys Lieblingsinstrument war das Baryton, das er selbst spielte, und so erwartete er von seinem Kapellmeister, dass dieser neue Musik für dieses Instrument schreibe. Nach dem Tod des Kapellmeisters Georg Joseph Werner im Jahre 1766 übernahm Haydn die volle musikalische Verantwortung. Nachdem Joseph Haydn nun Erster Kapellmeister geworden war, kaufte er in Eisenstadt ein hübsches kleines Haus nahe dem Franziskanerkloster, das er um 1000 Gulden erwarb. Leider brachte ihm das Haus nicht viel Glück, da es zweimal abbrannte. Fürst Nikolaus I. Esterházy ließ es beide Male auf seine Kosten wieder aufbauen – ein Beweis dafür, wie sehr er seinen Kapellmeister schätzte. Haydn seinerseits „schwor dem Fürsten, ihm so lange zu dienen, bis der Tod über dessen Leben oder über sein eigenes entscheiden würde.“ 1778 verkaufte Haydn das Haus. Seit 1935 ist darin das Haydn-Museum untergebracht.
In der Nähe des südöstlichen Ufers des Neusiedlersees besaßen die Fürsten Esterházy ein kleines Jagdschloss, das nach dem nahegelegenen Ort Süttör benannt war. Fürst Nikolaus I. hatte eine besondere Vorliebe für diesen Ort und so beschloss er, dieses Gebäude in ein prächtiges Schloss, das seit 1766 „Eszterháza“ genannt wurde, zu verwandeln. Es war eine außergewöhnliche Idee, inmitten eines sumpfigen Seewinkels ein „ungarisches Versailles“, dessen Anlage ein Opernhaus, ein Marionettentheater und zahlreiche Nebengebäude enthält, zu errichten – und diesen Ort zu einem Kulturzentrum zu machen, das europäischen Maßstäben gewachsen war. Seit ungefähr 1766/67 wurde Eszterháza in den Sommermonaten zum Zentrum der Tätigkeit Haydns.
Am 28. September 1790 starb Fürst Nikolaus I. – mit seinem Tode ging eine Epoche musikalischer Weltgeschichte zu Ende. Fürst Paul Anton II. (1738-1794), Sohn und Nachfolger Nikolaus I., war an Musik wenig interessiert und entließ innerhalb weniger Tage das Orchester und die Sänger. Nur Haydn und der Konzertmeister Luigi Tomasini blieben als einzige formell in fürstlichen Diensten. Mit einer jährlichen Pension von 1000 Gulden ausgestattet, führte Haydn weiterhin seinen Kapellmeistertitel, obwohl er keinerlei Verpflichtungen gegenüber Fürst Paul Anton mehr hatte. Das „Märchen von Eszterháza“ war zu Ende. Für Joseph Haydn hatten sich in diesen drei Jahrzehnten außergewöhnliche Möglichkeiten eröffnet. Er übersiedelte nach Wien.
(aus: HAYDN100&7)
Die Missa Sancti Nicolai in G-Dur, Hob. XXII:06 (deutsch: Nikolaimesse), ist die sechste Messe von Joseph Haydn. Sie wurde angeblich am 6. Dezember 1772 zur Feier des Namenstages von Fürst Nikolaus Esterházy uraufgeführt. Sie dürfte nach der „Abschiedssinfonie“ geschrieben worden sein, sozusagen als Dankeschön an den Fürsten. Außerdem hat Haydn die Messe in sehr kurzer Zeit geschrieben. So hat das „Dona nobis pacem“ die gleiche Melodie wie das „Kyrie“. In den Originalstimmen schrieb Haydn nur „Kyrie“ mit „Dona nobis pacem“-Text. Aufgrund der Pastoralmelodie des „Kyrie“ und „Dona nobis pacem“, die im Sechsvierteltakt steht, wird die Messe auch Sechsviertel-Messe genannt. Insgesamt hat die ganze Messe einen sehr pastoralen Charakter, da sie für die Adventszeit komponiert wurde. Die Messe ist geschrieben für Chor, Soloquartett, Streicher, 2 Oboen, 2 Hörner, Fagott und Orgel.
Als Solisten wirken mit: Cornelia Horak (Sopran), Eva Maria Riedl (Alt), Daniel Johannsen (Tenor), Markus Volpert (Bass).
Zum Offertorium singt der Chor “Ave Maria” von Jakob Arcadelt (1504-1562).
KONZERT: Dienstag, 16. Mai, 19:30: „Stabat Mater“ von Antonín Dvořák
Das mittelalterliche Gedicht des „Stabat Mater“ besingt bekanntlich den Schmerz Marias unter dem Kreuz Jesu. Die rasche Fertigstellung/Orchestrierung des Werks 1877 war von dramatischen privaten Umständen des Komponisten begleitet: Am 13. August starb seine einjährige Tochter Ružena an einer Vergiftung, und nur wenige Wochen später, am 8. September, erlag der drei Jahre alte Sohn Otakar den Pocken. Die Nachwelt kann nur staunen, mit welchen musikalischen Mitteln Dvořák diesem Werk bei großer symphonisch-romantischer Anlage eine tiefe Frömmigkeit und Würde verleihen konnte. Den Schmerz des Verlusts hat Dvořák in pure vokale Schönheit gießen können und damit eines der bedeutendsten sakralen Meisterwerke des 19. Jahrhunderts geschaffen. Die Hauptrolle in diesem 10-sätzigen „Stabat Mater“ trägt der Chor, der Trauer und Klage besingt, aber auch Klänge des Trostes und der Hoffnung kontemplativ in den Raum stellt. Die metaphysische Dimension der Komposition kommt durch den Chor besonders zum Ausdruck. Überwältigend die Schlussfuge
„Jesus, wenn mein Leib wird sterben,
lass dann meine Seele erben
Deines Himmels Seligkeit.“
Die Uraufführung fand am 23. Dezember 1880 in Prag statt.
Solisten: Cornelia Horak (Sopran), Annely Peebo (Alt), JunHo You (Tenor), Yasushi Hirano (Bass)
Leitung: Andreas Pixner
Eintrittspreise: Vorverkauf: Kat. A: 35,-/ Kat. B: 30,- Abendkassa: 40,-/35,-
Rollstuhlplätze, Studenten mit Ausweis: € 10,-
Donnerstag, 25. Mai, Christi Himmelfahrt: W. A. Mozart – Missa longa, KV 262
Dieses Werk entstand im Juni oder Juli 1775. Die Besetzung gleicht mit den durch Hörner ersetzten tiefen Trompeten der einer großen Sinfonie. Leopold Mozart bezeichnete KV 262 im Unterschied zu Mozarts wesentlich kürzeren Messen der gleichen Zeit als „Missa longa“. In der Tat überrascht die Ausführlichkeit der einzelnen Sätze sowie der Schlussfugen von „Gloria“ und „Credo“. Auch die große, den repräsentativen Charakter der Messe betonende Besetzung sowie der große Umfang („longa“) weisen das Werk der Gattung der Missa solemnis zu. Stilistisch kommt einerseits die aus dem Bereich der Vokalmusik stammende Kontrapunktik zur Geltung, wenngleich dem Chor keine überragende Bedeutung zukommt, anderseits spielt das Orchester mit seinen der gleichzeitigen Instrumentalmusik entlehnten Formelementen eine entscheidende Rolle.
Mit wenigen Ausnahmen – der Trinitatismesse KV 167 und der Missa longa KV 262 – gehören Mozarts Messen der Salzburger Zeit ab 1772 dem Typus der Missa brevis an. Die Dauer der Messkomposition durfte mit Rücksicht auf die übrigen Bestandteile der Liturgie 25 Minuten nicht überschreiten, was auch bei der „Missa longa“ zutrifft.
Als Solisten wirken mit: Monika Riedler (Sopran), Martina Steffl (Alt), Alexander Kaimbacher (Tenor) und Yasushi Hirano (Bass).
Zum Offertorium hören Sie die Motette „Dank sei unserm Herrn“ von Heinrich Schütz (1585-1672).
Sonntag, 28. Mai: Franz Schubert – Messe in B-Dur, D 324
Nur acht Monate nach der Komposition der G-Dur-Messe begann Schubert am 11. November 1815 seine 3. Messe, diejenige in B-Dur D 324. Sie ist gesetzt für Chor und Solistenquartett SATB, zwei Violinen, Viola, je zwei Oboen, Fagotte und Trompeten, Pauken und einem aus Violoncello, Kontrabass und Orgel bestehenden Continuo. Obwohl die B-Dur-Messe mit einer Aufführungsdauer von etwa 30 Minuten durchaus noch als Missa brevis bezeichnet werden kann, weist sie diese große Besetzung als Werk für eine besondere Gelegenheit aus. Sie knüpft in dieser Hinsicht an die Messe in F-Dur, D 105 an, wenn auch in einem etwas kleineren Maßstab, was die Dauer betrifft. Obwohl als sicher angenommen werden kann, dass sie in Lichtental zur Aufführung kam, ist der genaue Anlass ebenso unbekannt wie das Datum, an dem die Komposition beendet wurde. Die autographe Partitur, die sich heute in der British Library in London befindet, enthält einige spätere Korrekturen, die wohl im Zusammenhang mit einer Aufführung gemacht wurden. Sie scheint wohl auch außerhalb Wiens bekannt gewesen zu sein: Ferdinand Schubert berichtet in einem Brief an seinen Bruder Franz vom 6.Oktober 1824 von einer Aufführung einer Messe eines unbekannten Komponisten in Hainburg (zwischen Wien und Bratislava), zu der er gebeten wurde, die Orgel zu spielen. Als er die Noten erhielt, erkannte er in dem Werk die B-Dur-Messe des Brief-Adressaten. Die Aufführung selbst lobt er in den höchsten Tönen, nur der Tenor wäre „etwas ängstlich und stimmlich schwach“ gewesen… Das Répertoire International des Sources Musicales weist etwa ein halbes Dutzend Abschriften aus Österreich, Deutschland und Tschechien aus. Ihre Verbreitung war jedoch bei weitem nicht die der anderen drei Lichtentaler Messen in F-Dur, G-Dur und C-Dur. Auch heute noch scheint es die am wenigsten häufig aufgeführte Messe dieser Reihe zu sein. Der Erstdruck erfolgte jedoch bereits 1837 bei Haslinger in Wien.
(Kirchenmusik in Benediktbeuern)
Als Solisten hören Sie Monika Riedler (Sopran), Hermine Haselböck (Alt), Gernot Heinrich (Tenor) und Yasushi Hirano (Bass).
Zum Offertorium singt der Chor „Ehre und Preis“ von J.S. Bach.