10:30 Uhr | Jesuitenkirche, Wien
Mitwirkende:
Anton Diabelli: Pastoralmesse
Offertorium
J.S. Bach: Ich steh an deiner Krippen hier
Ingrid Haselberger, Sopran
Martina Steffl, Alt
Alexander Kaimbacher, Tenor
Markus Volpert, Bass
Chorvereinigung St. Augustin und Orchester
Dirigent: Andreas Pixner
Anton Diabelli – Pastoralmesse
Anton Diabelli (* 5. September 1781 in Mattsee bei Salzburg) erhielt seinen ersten Unterricht in Gesang, Klavier- und Orgelspiel bei seinem Vater. Seit 1788 war er Chorknabe im Kloster Michaelbeuern und seit 1790 der Domkapelle in Salzburg, wo er auch Kompositionsschüler des Domorganisten Michael Haydn wurde. 1794 bis 1797 studierte er an der Universität Salzburg. 1798 trat er in das bayerische Zisterzienserkloster Raitenhaslach ein. Als dieses infolge der Säkularisierung 1803 aufgelöst wurde, ließ er sich als Komponist, Musiklehrer und Verleger (1818-1852) in Wien nieder. Diabelli förderte als Verleger einige der großen Komponisten seiner Zeit: Hier sind neben Lachner, Michael und Joseph Haydn, Luigi Cherubini und Mozart und vor allem Franz Schubert zu nennen.
Er selbst trat als Komponist mit Opern, Kirchen- und Kammermusik in einem an Michael Haydn geschulten Stil hervor. Seine Kirchenmusik wurde geschätzt wegen ihrer Eingänglichkeit und bequemen Aufführbarkeit. Mit seinen musikdramatischen Werken hatte Diabelli dagegen weniger Erfolg. Berühmt wurde der Name Diabelli durch Beethovens 33 Variationen über einen Walzer von Diabelli, op. 120, mit dem dieser, zunächst mit einer einzigen Variation, Diabellis Bitte nachkam. Diabelli starb am 8. April 1858 infolge Altersdemenz in geistiger Umnachtung und wurde auf dem St. Marxer Friedhof in Wien beigesetzt.
Diabellis weit über 200 Kompositionen umfassen alle Musikgattungen wie zwei- und vierhändige Klavierstücke, Unterrichts- und Studienmaterial für Klavier und Gitarre, Orchester- und Kammermusikwerke, Operetten, Singspiele, Kantaten, 12, nach anderen Quellen 17 Messen, über 100 Offertorien und Gradualien.
Die Pastoralmesse in F-Dur op. 147 schrieb Diabelli im Alter von 49 Jahren in einen Zeitraum von 24 Tagen (1. bis 25. November 1830). Sie zeigt alle Merkmale einer Pastoralmesse: liegende Bässe, Sicilianorhythmen, wiegende Sechsachtelgänge, Alphornrufe (Quart-Sext), solistische Verwendung von Holzbläsern, Männerchorpartien, Echoeffekte. Dass über all dem Pastoralen die „Absolute Musik“ nicht zu kurz kommt, zeigt besonders das trompetenschmetternde Gloria mit seiner mächtigen Schlussfuge und die virtuos gehaltene Soloflöte im Et incarnatus.
Bereits das Kyrie beginnt im 6/8-Takt, die Holzbläser werden solistisch eingesetzt, wie z. B. beim Klarinettensolo im Benedictus sowie eine eingängige Melodik und liegende Bässe. Auf der anderen Seite zeigt sie ausgesprochen solemne Einschläge wie z. B. die virtuosen Fugen im Gloria und Agnus Dei und die Verwendung von Pauken und Trompeten.
Ganz allgemein ist der Charakter dieser Messe eher strahlend festlich als innig, wozu auch der durchaus als opernhaft zu bezeichnende Orchesterpart beiträgt. Dieser Eindruck wird noch verstärkt durch die Tatsache, dass der dominierende 6/8-Takt alla breve auch als 4er Takt mit durchgängigen Triolen umgedeutet werden kann, ein Stilelement, das in der italienischen Opernmusik der damaligen Zeit häufig anzutreffen ist. Nichtsdestoweniger zeigt sie auch typische Stilelemente der Wiener Musik aus der Mitte des 19. Jahrhunderts mit ihrem charakteristischen Charme, besonders im Credo und im Benedictus.
Überraschend muten die 38 Takte Choral auf die Textstelle Et in Spiritum sanctum im Credo an, zuerst in den Frauen-, dann in den Männerstimmen, schließlich gemeinsam. Dieser Einschub wirkt hier als offensichtlicher Fremdkörper, zumal er nicht das lebendige Melos der Gregorianik aufweist, sondern im wesentlichen bis auf die jeweiligen Schlussfiguren im stampfenden 4/4-Rhythmus auf einem Rezitationston verharrt – wenn auch sotto voce.
Besetzung: 2 Violinen, Viola, Violoncello, Kontrabass, Flöte, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Trompeten, Pauken und Orgel.
Als Solisten hören Sie: Ingrid Haselberger (Sopran), Martina Steffl (Alt), Alexander Kaimbacher (Tenor) und Markus Volpert (Bass).
Zum Offertorium singt der Chor „Ich steh an deiner Krippen hier“ von J.S. Bach (1685-1750).