Festwochen der Kirchenmusik

Messiah

NEWSLETTER MAI 2018

Liebe Freunde der Kirchenmusik!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Im Mai können Sie in der Jesuitenkirche wahre Festwochen der Kirchenmusik erleben! An fünf Sonn- und Feiertagen bringen wir klassische Messen von Haydn, Mozart und Schubert. Von Palmsonntag bis Pfingstsonntag (8 Wochen) tritt der Chor zehn Mal auf, dazu noch das Konzert mit „Messiah“: eine gewaltige Leistung, dafür müssen Chor und Chorleiter einmal extra gelobt werden!
Als Höhepunkt des Frühjahrsprogramms darf die Aufführung von Händels Meisterwerk „Messiah“ als Abendkonzert am 15. Mai 2018 in der Jesuitenkirche gelten. Nach einer Pause von acht Jahren werden wir mit Chor und Orchester der Chorvereinigung St. Augustin und einem exquisiten Solistenensemble Händels unsterbliches Oratorium zum Erlebnis machen. Nützen Sie die Möglichkeit, die Karten im Vorverkauf zu bestellen (Kat. A: € 35,- und Kat. B: € 30,- )! Sie können auch per e-mail bestellen unter bestellung(at)chorvereinigung-augustin.com oder per Telefon unter +43 677-624 302 84.
Auch in unserer Kirche ist der lange Winter inzwischen zu Ende gegangen, und das bis vor kurzem noch frostige Raumklima ist jetzt so, dass es bei sommerlichen Außentemperaturen eine willkommene Abkühlung bietet…

Hartwig Frankl, Obmann


Sonntag, 5. Mai: Franz Schubert – Messe Nr. 3 in B-Dur
Die Messe in B, D 324 (op. posth. 141) ist 1815 entstanden. Trotz seiner Arbeit als Lehrer komponierte Schubert in diesem Jahr zwei Sinfonien (Nr. 2 B-Dur, Nr. 3 D-Dur), zwei Messen (Nr. 2 G-Dur, Nr. 3 B-Dur), die Opern Der vierjährige Posten, Fernando und Claudine von Villa Bella sowie zwei weitere unvollendete. Dazu kamen das Streichquartett g-Moll, vier Sonaten und einige weitere Kompositionen für Klavier, sowie fast 150 Lieder von teilweise beträchtlicher Länge, von denen er manchmal mehrere pro Tag schrieb.
Besetzung der B-Dur-Messe: Sopran-, Alt-, Tenor- und Basssolo, vierstimmiger gemischter Chor, 2 Oboen, 2 Fagotte, 2 Trompeten, 3 Posaunen, Pauken, Orgel, Streicher. Ihrer Besetzung nach ist die B-Dur-Messe eher eine feierliche Messe („Missa solemnis„), aufgrund ihrer Aufführungsdauer fällt sie jedoch unter den Typus der „Missa brevis„. Das wiederkehrende Motivmaterial und eine als unangemessen bezeichnete Heiterkeit und Weltlichkeit wurden dieser Messvertonung in einigen Rezensionen vorgeworfen. Wieviel Heiterkeit religiöser Musik ansteht, ist aber ohne Zweifel eine Frage des jeweiligen Zeitgeschmacks und auch des persönlichen Empfindens.
Dieses Werk entstand kurz vor dem Singspiel Die Freunde von Salamanka und dem Erlkönig. Bei der Uraufführung der Messe in der Lichtentaler Pfarrkirche wirkte auch Schuberts Jugendliebe Therese Grob als Sopranistin mit.
Als Solisten wirken mit: Monika Riedler, Martina Steffl, Gustavo Quaresma und Josef Wagner.
Zum Offertorium singt der Chor von Jakob Arcadelt (1504-1568) „Ave Maria“.

Donnerstag, 10. Mai, Christi Himmelfahrt: W. A. Mozart – Orgelsolomesse
Der Beiname dieser Messe verdankt sich der eigenständig-solistischen Präsenz des Orgelinstruments während des „Benedictus“-Abschnittes. Damit steht KV 259 in einer bis in die 1730er Jahre zurückreichenden Tradition, die sich durch Komponisten vor allem aus dem Wiener Raum, wie Georg Reuter, Joseph Haydn, Karl Ditters von Dittersdorf oder Johann Baptist Vanhal belegen lässt.
Die Besetzung mit zwei Clarini und Timpani ist ein Indiz dafür, dass die Orgelsolomesse „in Festis pallii“, also bei Gottesdiensten, die der Erzbischof selber zelebrierte, verwendet wurde und an denen stets Messen mit Pauken und Trompeten zur Aufführung gelangten. Komponiert im Dezember 1776 gelangte die Messe an den Weihnachtstagen dieses Jahres zur ersten Aufführung.
Benannt wurde die Messe durch den solistisch-konzertierenden Einsatz der Orgel im Benedictus. In der Regel ist die Orgel in der mit mehrstimmigen Gesang und Orchester bestrittenen Kirchenmusik ja nur begleitendes Continuo-Instrument. Seit der Frühklassik und bis ins frühe 19. Jahrhundert wurde sie aber fallweise auch solistisch eingesetzt; von Mozart in dieser Messe und in der Missa solemnis KV 337.
Als Solisten hören Sie Ursula Langmayr, Katrin Auzinger, Alexander Kaimbacher und Markus Volpert.
Zum Offertorium erklingt die Kirchensonate in G-Dur, KV 274, von Mozart.
Im August 1777 hat der Konzertmeister Wolfgang A. Mozart um die Entlassung aus den Diensten der Salzburger Hofkapelle gebeten, weil er in der großen musikalischen Welt sein Glück suchen wollte. Eine Reise nach Paris sollte ihm das ermöglichen. Der Erzbischof nahm das Gesuch an und dekretierte, dass er sein „Glück weiter zusuchen die Erlaubniß“ habe. Zu den letzten Werken, die er damals für die Hofkapelle geschrieben hat, zählen die Kirchensonaten KV 274 und KV 278. Eineinhalb Jahre später ersuchte Mozart um die Wiederaufnahme in die Salzburger Hofkapelle und wurde wieder als Hoforganist angestellt.

(Aus „Mozart sakral“, 2006)

Sonntag, 13. Mai: Joseph Haydn – „Nikolaimesse“
Als Haydn Vizekapellmeister am esterházischen Hof wurde, zählte die Kirchenmusik vorerst nicht zu seinen Dienstobliegenheiten. Sie blieb dem Hofkapellmeister Gregor Joseph Werner vorbehalten. Daher ist die Zahl der in den ersten Jahren geschaffenen kirchenmusikalischen Werke naturgemäß gering. Vor 1765 entstand ein Te Deum. Die erste unter Haydns insgesamt 14 Messkompositionen, die für den Fürstenhof in Eisenstadt bestimmt war, ist die sogenannte Große Orgelsolomesse, wahrscheinlich 1766 entstanden. Die nächste fällt bereits in das Jahr 1772, es ist die sogenannte Nicolaimesse, komponiert für den Namenstag des Fürsten Nikolaus Esterházy, Hob. XXII:06.
Zwischen beiden liegt Haydns überhaupt größte und längste Messvertonung, komponiert zu Ehren des Marianischen Gnadenbildes Mariazell und bekannt unter dem Namen Cäcilienmesse Hob. XXII:05. Sie ist mit größter Sicherheit für die Wiener Cäcilienbruderschaft der Tonkünstler entstanden.
Auch ein weiteres in diesen Jahren entstandenes kirchenmusikalisches Hauptwerk von Haydn, das 1767 komponierte Stabat Mater, steht in keinem Zusammenhang mit Haydns Dienstverpflichtungen. Nach seinem Zeugnis war diese Arbeit sein persönlicher Dank an den Schöpfer für die Genesung von einer schweren Krankheit.

(Aus: Otto Biba „Die Kirchenmusik von Joseph Haydn“)

Die Missa Sancti Nicolai in G-Dur, Hob. XXII:06 (deutsch: Nikolaimesse), ist die sechste Messe von Joseph Haydn. Sie wurde angeblich am 6. Dezember 1772 uraufgeführt, wie bereits oben erwähnt zur Feier des Namenstages von Fürst Nikolaus Esterházy. Sie dürfte nach der „Abschiedssinfonie“ geschrieben worden sein, sozusagen als Dankeschön an den Fürsten. Außerdem hat Haydn die Messe in sehr kurzer Zeit geschrieben. So hat das „Dona nobis pacem“ die gleiche Melodie wie das „Kyrie“. In den Originalstimmen schrieb Haydn nur „Kyrie“ mit „Dona nobis pacem“-Text. Aufgrund der Pastoralmelodie des „Kyrie“ und „Dona nobis pacem„, die im Sechsvierteltakt steht, wird die Messe auch Sechsviertel-Messe genannt. Insgesamt hat die ganze Messe einen sehr pastoralen Charakter, da sie für die Adventszeit komponiert wurde. Die Messe ist geschrieben für Chor, Soloquartett, Streicher, 2 Oboen, 2 Hörner, Fagott und Orgel.
Die Solisten sind Cornelia Horak, Katrin Auzinger, Gernot Heinrich und Markus Volpert.
Zum Offertorium singt der Chor „Ehre und Preis sei Gott dem Herren“ von J.S. Bach.

ABENDK0NZERT:
Dienstag, 15. Mai, 19:30 Uhr: G. F. Händel – „Messiah“

Messiah (HWV 56, dt. „Der Messias“) ist ein Oratorium von Georg Friedrich Händel auf Bibeltexte in einer englischsprachigen Zusammenstellung von Charles Jennens für vier Soli (SATB), Chor und Orchester. Es vertont die christliche Glaubenslehre bezüglich des Messias auf Basis der King-James-Bibel und des Book of Common Prayer. Es wurde im Sommer 1741 komponiert und am 13. April 1742 in Dublin uraufgeführt.
Das Werk gehört bis heute zu den populärsten Beispielen geistlicher Musik des christlichen Abendlandes. Es umfasst in drei Teilen die christliche Heilsgeschichte, beginnend mit den alttestamentlichen Prophezeiungen von Propheten wie Jesaja, das Leben Jesu, der als Erfüllung der Prophezeiungen gesehen wird, seine Geburt, seinen Tod am Kreuz und sein erhofftes zweites Kommen. Obwohl das Leben im Neuen Testament geschildert wird, greift der Oratorientext überwiegend auf das Alte Testament zurück.
Der Titel Messiah bezieht sich auf einen ursprünglich hebräischen Hoheitstitel aus der jüdischen Bibel und bedeutet „der Gesalbte“ (hebräisch משיח Maschiach). Schon in der Septuaginta-Übersetzung der hebräischen Bibel wurde das Wort überwiegend mit Christus übersetzt.
Händel selbst dirigierte Messiah viele Male, modifizierte ihn oft, um ihn dem aktuellen Bedarf anzupassen. Folglich kann keine Version als „authentisch“ angesehen werden, und viele weitere Änderungen und Arrangements wurden in den folgenden Jahrhunderten hinzugefügt – zum Beispiel Der Messias von Wolfgang Amadeus Mozart im Jahr 1789 im Auftrag von Gottfried van Swieten.
Der berühmteste Satz des Oratoriums ist das Halleluja, das den zweiten der drei Teile beschließt. An vielen Orten der Welt ist es Brauch, dass das Publikum für diesen Teil der Aufführung aufsteht – die Legende sagt, dass beim ersten Hören des Chors König Georg II. so ergriffen war, dass er aufsprang, was alle anderen dazu veranlasste, seinem Beispiel zu folgen.
Die Solisten sind Cornelia Horak, Sopran, Martina Steffl, Alt, Gernot Heinrich, Tenor und Klemens Sander, Bass.
Eintrittspreise:
Vorverkauf: Kat. A: € 35,- Kat. B: € 30,-
Abendkassa: Kat. A: € 40,- Kat. B: € 35,-
Rollstuhlplätze, Studenten mit Ausweis: € 15,-

Pfingstsonntag, 20. Mai: W. A. Mozart – Missa solemnis in C, KV 337
Das Autograph von Mozarts letzter vollständiger Vertonung des lateinischen Ordinariumstextes trägt das Entstehungsdatum „nel Marzo 1780 in Salisburgo“. Zusammen mit der Kirchensonate KV 336 war die Messe KV 337 für das feierliche Osterhochamt im Salzburger Dom bestimmt. Die Bezeichnung „solemnis“, die nicht von Mozart stammt sondern im Laufe ihrer Rezeptionsgeschichte beigefügt wurde, bezieht sich auf die reiche Besetzung des Orchesters mit Oboen, Fagotte, Trompeten, Pauken und Streicher. Dominiert bei der „Krönungsmesse“ der prächtige Klang der Blechbläser, so geben bei KV 337 die Holzbläser dem Werk einen mehr kammermusikalischen, introvertierten Charakter, der besonders im melodiösen Agnus Dei, das in der konzertierenden Anlage von Sopran-Solo, Oboe, Fagott und Orgel, begleitet vom sordinierten (gedämpften) Streicher, zum Ausdruck gebracht wird. Anklänge an die Cavatine der Gräfin „Porgi, amor, qualche ristoro“ aus „Le nozze di Figaro“ prägen das Agnus Dei, das in einem Sopransolo Gelassenheit und melodische Eindringlichkeit versprüht, bevor es im piano verklingt.
Als Solisten wirken mit: Monika Riedler, Katrin Auzinger, Gustavo Quaresma und Markus Volpert.
Zum Offertorium hören Sie die Kirchen-Sonate in D-Dur, KV 245.
Dieselbe Registrierungsangabe wie bei KV 244 (Mozart wollte das Orgelsolo ausdrücklich mit der „Copula allein“ gespielt wissen, einem nicht lauten und flötenartig klingenden Register) steht auch beim etwas weniger exponiert konzertierenden Orgelpart dieser ebenfalls im April 1776 entstandenen Kirchen-Sonate. Während Mozart bei seinen Kirchen-Sonaten in der Regel das Manualiterspiel vorsieht, verlangt er hier einen fünf Takte lang im Pedal ausgehaltenen Ton als Orgelpunkt.

(Aus „Mozart sakral“, 2006)