NEWSLETTER MAI 2019
Liebe Freunde der Kirchenmusik!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Im Mai können Sie in der Jesuitenkirche wahre Festwochen der Kirchenmusik erleben! An fünf Terminen bringen wir klassische Werke der Wiener Kirchenmusik mit einem Schwerpunkt auf Mozart. Am 5. Mai präsentieren wir Mozarts Große Messe in c-Moll KV 427, ein Monumentalwerk, das den Rahmen der sonstigen Messkompositionen Mozarts sprengte. Es ist Mozarts ehrgeizigste Komposition in dieser Gattung. Wie sein großes letztes kirchenmusikalisches Werk, das Requiem KV 626, ist auch die Große Messe in c-Moll ein Torso geblieben und wurde von Mozart nicht vollendet. Weite Strecken des „Credo“ und das ganze „Agnus Dei“ fehlen. Am 19. Mai folgen die Missa solemnis KV 337 und am 30. Mai die „Spatzenmesse“. Und mittendrin, am 26. Mai, wartet die gewaltige f-Moll-Messe von Anton Bruckner.
Dieses Programm an exquisiter Kirchenmusik umrahmt unser Abendkonzert am 14. Mai 2019 mit Werken von Mozart: „Exsultate, jubilate“ KV 165, „Vesperae solennes de Dominica“ KV 321, sowie zwei Kirchensonaten (KV 336 und 328), für Orgel und Orchester. Bitte bestellen Sie Ihre Karten vorzugsweise unter bestellung@chorvereinigung-augustin.com, oder rufen Sie Tel. 0677-624 302 84.
Auch in unserer Kirche ist der Winter inzwischen zu Ende gegangen, und das bis vor kurzem noch frostige Raumklima ist jetzt so, dass es bei sommerlichen Außentemperaturen eine willkommene Abkühlung bietet…
Hartwig Frankl, Obmann
Sonntag, 5. Mai 2019: W.A. Mozart, Große Messe in c-Moll, KV 427
Den Textbeitrag hierzu können Sie bereits im Newsletter April 2019 nachlesen.
Die Solisten sind Cornelia Horak (Sopran I), Katrin Auzinger (Sopran II), Daniel Johannsen (Tenor) und Markus Volpert (Bass).
Der Chor singt zum Offertorium „Dank sei unserm Herrn“ von Heinrich Schütz.
ABENDKONZERT:
Dienstag, 14. Mai 2019, 19:30 Uhr:
W.A.MOZART
Motette „Exsultate, jubilate“, KV 165
Im Zentrum Mailands und doch abseits, ja geradezu etwas versteckt, liegt unweit vom Ospedale Maggiore die ehemalige Theatinerkirche, in der Mozarts Motette „Exsultate, jubilate“ am 16. Jänner 1773 uraufgeführt wurde. Dass der stattliche Innenraum der Kirche, die bekannte kirchenmusikalische Begeisterung des Theatinerordens und dessen Freude an festlicher Liturgie einen Kastraten von der Größe eines Venanzio Rauzzini veranlasst haben, dort beim Gottesdienst in der Kirchenmusik mitzuwirken, kann man sich leicht vorstellen. Rauzzini war damals in München engagiert und eigens für die Uraufführung von Mozarts Lucio Silla am Teatro Ducale als Gast nach Mailand gekommen; die Mozarts hatten ihn schon fünf Jahre zuvor in Wien gehört und kennen gelernt. Für diese Motette wechselte er von der Bühne in die Kirche. Der 17-jährige Mozart, der für ihn die Hauptrolle in der Oper komponiert hatte, hat ihm auch die Kantate für die Kirche auf den Leib geschrieben – in einer Form, wie sie damals in der katholischen Kirche für große Solokantaten üblich war.
Diese Solomotette ist ein hinreißendes Meisterwerk mit höchsten gesangstechnischen Anforderungen, das uns ahnen lässt, wie nahe damals Theater und Kirche waren, übrigens nicht nur in Mailand, sondern auch in Wien.
Vesperae solennes de Dominica, KV 321
Die Vesper ist ein Nachmittags- bzw. Frühabendgottesdienst der katholischen Kirche mit Gebeten und Psalmengesängen. In Mönchskirchen mit gemeinsamem Stundengebet wurde und wird täglich die Vesper im Gregorianischen Choral gesungen. In Pfarr- und Domkirchen ist sie heute nur mehr selten und nur an besonders hohen Festen üblich. Zu Mozarts Zeit war sie dort aber ein gewohnter Gottesdienst.
Der der ersten Vesper Mozarts später zugeordnete Name „Vesperae solennes de Dominica“ hat sich eingebürgert, ist aber falsch, weil die Auswahl und Abfolge der Psalmen jener der freilich auch an Sonntagen verwendeten „Vesperae de Confessore“ entspricht. Sie ist auch ganz gleich mit der Vesperkomposition KV 339. Solche Feststellungen sind keine belanglosen liturgischen Spitzfindigkeiten; sie zeigen uns vielmehr, wie viel von der Vertrautheit mit gottesdienstlichen Formen und liturgischen Praktiken der Zeit Mozarts, aber auch vom selbstverständlichen Wissen jedes damals in der Kirchenmusik Tätigen später verloren gegangen ist. Die Zweckbestimmung der Komposition ist vielen fremd geworden und in Folge auch die Musik.
Die Besetzung beider Vespervertonungen ist gleich; in der KV 321 hat die Orgel neben der Generalbass- auch eine konzertierende Funktion.
Beide Vespern zählen (wie auch die Messen KV 275, 317 und 337) zu jenen Werken, die sich Mozart von seinem Vater nach Wien hat schicken lassen. Er maß ihnen demnach bleibende und repräsentative Bedeutung in seinem Schaffen bei.
Kirchensonaten für Orgel und Orchester, KV 336 und 328
In seinen Kirchensonaten KV 336 und 328 hat Mozart dem Organisten nicht nur die improvisatorische Ausführung des Continuo-Parts überantwortet, sondern ihn auch mit solistischen Aufgaben größerer und kleinerer Art bedacht. Die Sonate KV 336 ist ein wenn auch kleines, so doch veritables Orgelkonzert, natürlich nur einsätzig, wie alle Kirchensonaten Mozarts.
(Auszüge aus: „Mozart Sakral“, 2006)
Die Solisten unseres Konzerts sind:
Cornelia Horak, Sopran
Katrin Auzinger, Alt
Daniel Johannsen, Tenor
Markus Volpert, Bass
Maximilian Schamschula, Orgelpositiv
Sonntag, 19. Mai 2019: W.A. Mozart – Missa solemnis in C, KV 337
Die Missa solemnis KV 337 ist Mozarts letzte Salzburger Messe und trägt den Entstehungsvermerk „nel Marzo 1780 in Salisburgo“. Unmittelbar nach Mozarts Tod wurde diese Messe zusammen mit der Krönungsmesse KV 317 bevorzugt zu Kaiser- und Königskrönungen sowie zu Dankgottesdiensten der Habsburger Monarchen herangezogen. Während sich der Beiname „Missa aulica“ (Hofmesse) für KV 337 nicht durchsetzen konnte, hat sich der Beiname „Krönungsmesse“ für KV 317 erhalten.
Die 16 Messen und zahlreichen Proprium- und Offiziumkompositionen der Salzburger Zeit sind keineswegs eine homogene Gruppe. Nach den zum Teil opernhaft geratenen Kantatenmessen von 1768/69 – Waisenhausmesse und Dominicusmesse – musste sich Mozart auf das neue liturgische Denken der 1770er Jahre einstellen. – Die Form der Missa brevis entstand.
Seine Pflichten als Hoforganist und Nachfolger des 1777 verstorbenen Kajetan Adlgasser waren laut Anstellungsdekret vom 17. Januar 1779, daß er „seine aufhabende Verrichtungen sowohl in dem Dom, als bey Hof, und in dem Kapelhauß mit embsigen Fleis ohnklagbar versehe, auch den Hof, und die Kirche nach Möglichkeit mit neuen von Ihme verfertigten Kompositionen bedienne“. In der nun folgenden Schaffensperiode wirken bei der Entstehung der Missa solemnis KV 337 Mannheimer und Pariser Eindrücke deutlich nach: Chor und Orchester sind ganz anders miteinander verschmolzen als bisher; konzertierende Wirkungen; schroffe Dynamik und der gewachsene thematische Anteil der Bläser belegen dies eindrucksvoll.
Intim, weich und wiegend im Grundton erklingt das Kyrie, das in einem demutsvollen Nachsatz eleison endet; Festlich das Gloria, in dem innerhalb weniger Takte, bei gleichbleibendem Tempo und Takt, radikal die Stimmung wechselt; ungestüm der Beginn des Credo, der beim „Et incarnatus“ in seinen denkbar schärfsten Gegensatz mündet. Das melismenreiche Hosanna steht wieder in starkem Kontrast zum Kraft und Würde demonstrierenden Sanctus. Der auffallendste und revolutionärste Satz in der ganzen Messe bleibt aber das Benedictus. Hier stellt Mozart die Beherrschung des „stile antico“ unter Beweis, indem er den Satz als strenge Fuge anlegt.
Mozart bekennt sich in einem Brief an seinen Vater vom 12. April 1783 zu diesem barocken kirchenmusikalischen Stil: „wenn es wärmer wird, so bitte ich unter dem dache zu suchen, und uns etwas von ihrer Kirchenmusik zu schicken – sie haben gar nicht nöthig sich zu schämen. Baron van sviten und starzer wissen so gut als sie und ich, dass sich der Gusto immer ändert – und aber – dass sich die Veränderung des gusto leider sogar bis auf die KirchenMusik erstreckt hat; welches aber nicht seyn sollte – woher es dann auch kömmt, dass man die wahre KirchenMusik – unter dem dache – und fast von Würmern gefressen – findet. „
Anklänge an die Cavatine der Gräfin „Porgi, amor, qualche ristoro“ aus „Le nozze di Figaro“ prägen das Agnus Dei, das in einem Sopransolo Gelassenheit und melodische Eindringlichkeit versprüht, bevor es im Piano verklingt.
Mit den danach komponierten“ Vesperae solennes de Confessore“ KV 339 ist Mozarts kirchliche Tätigkeit für Salzburg abgeschlossen.
Solisten sind Cornelia Horak, Martina Steffl, Gernot Heinrich und Yasushi Hirano.
Zum Offertorium erklingt die Kirchensonate in C, KV 336, Solist Maximilian Schamschula.
Diese Kirchen- oder Epistelsonate – so wurden die Kirchensonaten auch genannt, weil sie im feierlichen Hochamt nach der Epistel anstelle des Gradual-Gesanges erklungen sind – ist im Autograph von Mozart mit März 1780 datiert und damit die einzige Kirchensonate, von der man sagen kann, dass der konzertierende Orgelpart vom Komponisten für sich selbst in seiner Funktion als Salzburger Hoforganist geschrieben wurde. Den Kompositions- und Uraufführungsanlass kennen wir nicht; bei einer im März entstandenen kirchenmusikalischen Komposition wäre es naheliegend, an den Ostersonntag zu denken. Das ist aber bei der bescheidenen Streicherbesetzung nicht möglich, weil diese nicht den Besetzungstraditionen für ein festum pallii entspricht. Vielleicht war es aber das feierliche Hochamt am Ostermontag?
(Aus „Mozart sakral“, 2006)
Sonntag, 26. Mai 2019: Anton Bruckner – Messe Nr. 3 in f-Moll
Die Messe Nr. 3 in f-Moll für Soli, vierstimmigen gemischten Chor und Orchester (WAB 28) ist die zuletzt komponierte von fünf Messen Anton Bruckners (1824-1896), von denen drei nummeriert sind.
Im Frühjahr 1867 erhielt Bruckner vom k.u.k. Obersthofmeisteramt den Auftrag, eine Messe für die Wiener Hofmusikkapelle zu komponieren. Jedoch arbeitete er an der Messe bereits während einer Erholungskur in Bad Kreuzen, welche er infolge eines Nervenleidens von Juni bis August 1867 machte, und vollendete sie im darauffolgenden September. Die Musiker der Hofkapelle lehnten eine Aufführung jedoch ab, da sie die Messe als unspielbar betrachteten.
So legte Bruckner die Partitur wieder zurück. Vier Jahre später ließ er sie auf eigene Kosten uraufführen. Bruckner konnte das Opernorchester für 300 Gulden mieten sowie seinen Freund Johann von Herbeck als Dirigenten und dessen Chor, den Wiener Singverein, gewinnen. Jedoch sagte Herbeck selbst seine Teilnahme nach der Generalprobe entnervt ab. Somit fand die Uraufführung in der Wiener Augustinerkirche am 16. Juni 1872 unter der Leitung von Bruckner selbst statt. Obwohl die Uraufführung aufgrund der widrigen Umstände nicht besonders gut gelang, war sie ein beachtlicher Erfolg für Bruckner, der sich in Wien bis dato noch nicht durchgesetzt hatte.
In den folgenden Jahren revidierte Bruckner die Messe noch viermal (1876, 1877, 1881 und 1890-93); nach seinem Tod avancierte sie zu einem der beliebtesten Chorwerke der Romantik.
(Aus Wikipedia)
Als Solisten wirken mit: Cornelia Horak (Sopran), Monika Schwabegger (Alt), Gustavo Quaresma (Tenor) und Klemens Sander (Bass).
Zum Offertorium hören Sie „Ave Maria“ von Jakob Arcadelt (1504? – 1562?)
Donnerstag, 30. Mai 2019, Christi Himmelfahrt: W. A. Mozart – „Spatzenmesse“
Missa in C-Dur KV 220 (= KV 196b) für vierstimmigen Chor, Solisten, 2 Violinen, Violoncello, Kontrabass und Orgel, 2 Trompeten und Pauken. Ursprünglich wurde der Autograph der Missa in C-Dur gemeinsam mit vier anderen Messen Mozarts gleicher Tonart (KV 257, 258, 259 und 262) von dessen Vater Leopold (1719-1787) in einem Umschlag gebunden, ging jedoch verloren und befand sich spätestens 1800, als die Sammlung gemeinsam mit Mozarts Nachlass in den Besitz des Musikverlegers Johann Anton André (1775-1842) überging, nicht mehr im Umschlag. Am erhaltenen Einband der Sammlung wird die Spatzenmesse als Missa brevis bezeichnet, auf den Umschlägen des zeitgenössischen Aufführungsmaterials für den Salzburger Dom trägt das Werk lediglich den Titel Missa, doch bei anderen Stimmkopien findet sich auch die Bezeichnung Missa solemnis.
Einerseits weist die Spatzenmesse mit der Besetzung von Trompeten und Pauken das Merkmal der Missae solemnes auf, andererseits ist sie nicht nur kürzer als andere Werke dieser Gattung, sondern auch als Missae breves, ein Umstand, der etwa auch auf die Messen KV 258 oder KV 259 zutrifft. Passend wäre wohl die Bezeichnung Missa brevis et solemnis.
Die Gattung der kurzen mit Trompeten und Pauken instrumentierten Messen führte man auf Hieronymus Graf Colloredo zurück, der 1771 in Salzburg Erzbischof wurde und verfügte, dass die gesamte Liturgie mit den Missae solemnes nicht länger als eine dreiviertel Stunde dauern dürfe. Tatsächlich hatten derartige Messen in Salzburg jedoch Tradition.
Bis heute konnte nicht geklärt werden, wann Mozart die Missa in C-Dur komponierte. Man nimmt an, dass Mozarts Vater die fünf Messen chronologisch nach dem Zeitpunkt der Komposition im Umschlag band. Da die Spatzenmesse das erste Werk dieser Sammlung war, dürfte sie vor der Missa longa KV 262 komponiert worden sein, die auf Juni oder Juli 1775 datiert wird. Am wahrscheinlichsten ist folglich, dass die Spatzenmesse zwischen März und Juni 1775 in München oder Salzburg entstand.
Unklar ist auch der Anlass der Komposition, es dürfte kein gewöhnlicher Sonntag gewesen sein, da Mozart der Messe durch das Instrumentarium den Charakter einer Festmesse gab. Allerdings bedient sich Mozart statt des Kontrapunkts vermehrt volkstümlicher Melodik. Der Titel „Spatzenmesse“ ist auf die Vorschlagsfiguren in den Violinen im Sanctus und Benedictus zurückzuführen. Im 19. Jahrhundert verwendete man diesen Titel auch für Mozarts Piccolomini-Messe KV 258. Erst seit der zweiten Auflage des Köchel-Verzeichnisses 1905 bürgerte sich der Name „Spatzenmesse“ für die Missa in C-Dur KV 220 ein.
Als Solisten hören Sie: Aiko Sakurai, Katrin Auzinger, Gernot Heinrich und Markus Volpert.
Zum Offertorium erklingt die Kirchensonate in D-Dur, KV 245.
Mozarts Kirchensonaten sind einsätzige Kompositionen feierlich-fröhlichen Charakters und raschen Tempos, bestimmt für den Gottesdienst im Salzburger Dom. Dort wurden sie nach der Epistel anstelle des Gradual-Gesanges gespielt. Es war bis ins 18. Jahrhundert üblich, für den liturgischen Gebrauch beim Gottesdienst auch Instrumentalmusik vorzusehen. Erzbischof Hieronymus Graf Colloredo hat sie 1783 abgeschafft und durch den Gesang des Graduales ersetzen lassen, das bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil in der Liturgie zwischen Lesung und Evangelium vorgesehen war.
Von Mozart liegen 17 solche Kirchen-Sonaten vor, 15 davon für Streicher und Orgel und zwei für Streicher, Bläser und Orgel.