Mit Rheinberger, Schubert und Haydn durch die Fastenzeit

Rheinberger_Schubert_MHaydn_März2016

Liebe Freunde der Kirchenmusik!
Sehr geehrte Damen und Herren!

In der Fastenzeit stehen dieses Jahr zwei Messkompositionen des Liechtensteiner Komponisten Josef Rheinberger am Programm: Am 28. Februar die Messe in G-Dur, auch „Missa Sanctae Crucis“ genannt, und am 6. März hören Sie den wunderbaren doppelchörigen „Cantus Missae“. Nach der beliebten „Deutschen Messe“ von Franz Schubert am 13. März in der Originalfassung mit Bläsern folgt am Palmsonntag die „Missa dolorum“ von Michael Haydn.

Zu Ostern werden wir wieder am Karsamstag die Auferstehungsfeier musikalisch mitgestalten. Diese wird in der Jesuitenkirche sehr feierlich begangen, Beginn ist um 21 Uhr und man muss mit einer Dauer von 2 Stunden rechnen (anschließend gibt es eine Agape). Wir singen die „Krönungsmesse“ von Mozart und zum Schluss natürlich das „Halleluja“ von Händel.

Schließlich möchte ich Sie darauf aufmerksam machen, dass der Kartenvorverkauf für das Abendkonzert die „Messa di Requiem“ von Giuseppe Verdi (Donnerstag, 19. Mai 2016) in vollem Gange ist. Wenn Sie Ihre Eintrittskarten noch nicht bestellt haben, dann tun Sie es bitte rasch unter 0664-3366464 oder per e-Mail: bestellung@chorvereinigung-augustin.at.

 

Sonntag, 6. März 2016: J. G. Rheinberger, „Cantus Missae“ op. 109 (1878)

Von den Orgelsonaten einmal abgesehen, handelt es sich bei Cantus Missae, einer doppelchörigen Messe in Es-Dur von Joseph Gabriel Rheinberger (geboren 1839 in Vaduz/Liechtenstein, gestorben 1901 in München), die 1878 entstand und Papst Leo XIII gewidmet ist, wohl um Rheinbergers bekanntestes Werk. Rheinberger komponierte es in den Monaten direkt nach seiner Ablehnung der Ideale des Cäcilianismus, einer konservativen Strömung, die es sich zum Ziel gesetzt hatte, das Musizieren in der römisch-katholischen Kirche im neunzehnten Jahrhundert zu reformieren. Die Cäcilianer bemühten sich darum, der Kirchenmusik einen festen Platz in der Liturgie zukommen zu lassen, indem sie bewusst jede musikalische Individualität zugunsten einer klaren Textdeklamation unterdrückten und jede Art von künstlerischem Gestus, der in irgendeiner Weise der Aufklärung nahestand, ablehnten. Rheinbergers doppelchörige Messe ist zwar unzweifelhaft früheren Vorbildern verpflichtet, lässt aber gleichzeitig die neu gefundene Freiheit und Flexibilität des Komponisten bei der Komposition von Kirchenmusik zu Tage treten.

Gleich von den ersten Takten erklingt in der antiphonalen Kompositionsweise die in der Hoch-Renaissance verhaftete Pracht der venezianischen Tradition der cori spezzati (geteilte Chöre), und auch die Schatten Bachs und Mendelssohns sind nie weit entfernt. Dennoch ist diese Musik ganz und gar Rheinberger und zeigt sehr eindrucksvoll seinen unvorhersehbaren Einfallsreichtum. Im Herzen der Messe stehen die prägnanten, zum großen Teil silbengenauen Vertonungen von Gloria und Credo. Bemerkenswert sind einige Momente der ungezügelten Wortmalerei bei den Worten „et incarnatus est“, „descendit“ und „ascendit“ im Credo. Diesen zentralen Sätzen geht das ausgedehnte Kyrie voran, und dem Credo folgt ein himmlisches Sanctus, ein sanft tanzendes Benedictus und ein Agnus Dei, dessen sorgfältig notierte dynamische Kontraste und elliptische Modulationen in ein erweitertes „dona nobis pacem“ überleiten. Die instrumental angelegten Texturen dieses Abschnitts bringen dieses bemerkenswerte Werk zu einem geradezu symphonischen Abschluss.

Zum Offertorium singt der Chor die Motette „Ehre sei dir, Christe“ des deutschen Komponisten Heinrich Schütz (1585-1672).

 

Sonntag, 13. März 2016: Franz Schubert – Deutsche Messe, D 872 (1826)

Aus seinen letzten Lebensjahren stammt die sogenannte „Deutsche Messe“. Mehrere für den Gemeindegesang bestimmte „Gesänge zur Feier des heiligen Opfers der Messe“ von Johann Philipp Neumann (Prof. der Technischen Hochschule) vertonte Schubert für „gemischten Chor, Harmoniemusik, Orgel und Kontrabaß ad lib.“ Schubert hätte es sich wohl kaum träumen lassen, dass gerade dieses Werk (zwar in verschiedenen Bearbeitungen) zum beliebtesten Messgesang in den österreichischen Ländern werden sollte. Und als offiziell-kirchliche Huldigung kann gewertet werden, dass am Neujahrstag des Schubertjahres 1928 auf oberhirtliche Anordnung hin in allen Kirchen der Erzdiözese Wien dieses Werk mindestens bei einer Singmesse gesungen wurde.                               (Friedrich Wolf)

 

Palmsonntag, 20. März 2016:

Michael Haydn: „Missa Dolorum Beatae Virginis Mariae“, MH 57 (1762)

Michael Haydn war ein wichtiger Wegbereiter der geistlichen Musik, bekannt für seine geistlichen Chorwerke. Außerdem gilt er als maßgeblicher Begründer des Männerchores und des vierstimmigen Gesanges. Auch weltliche Musik gehört zu seinem Schaffen – unter anderem 40 Sinfonien, 32 Messen, einige Instrumentalkonzerte sowie Kammermusik. Eine Begründung, warum Michael Haydn weit weniger bekannt ist als sein berühmter Bruder Joseph, mag darin liegen, dass seine Werke zu seinen Lebzeiten nicht verlegt wurden, sondern lediglich in handschriftlichen Kopien verbreitet wurden. In Salzburg wirkte Michael Haydn 43 Jahre lang bis zu seinem Tod. Er war ein Freund Mozarts, wobei beide Musiker einander sehr schätzten. Besondere Beachtung fand sein Requiem in c-Moll, zweifellos auch ein Vorbild für W.A. Mozart. Aus dem Jahr 1762 stammt die für die Fastenzeit geschriebene Missa Dolorum BMV. Ein Großteil des Schaffens von Michael Haydn harrt noch seiner Entdeckung.

Zum Offertorium singt der Chor den Choral „O Haupt voll Blut und Wunden“ vom Johann Sebastian Bach (1685-1750).

 

Karsamstag, 26. März 2016, Osternacht (Beginn 21.00 Uhr):

W. A. Mozart: Missa solemnis in C-Dur, KV 317, „Krönungsmesse“ (1779)

Mozart war gerade nach dem missglückten Versuch, in Paris und Mannheim Fuß zu fassen, nach Salzburg zu seinem ihm verhassten Arbeitgeber, dem Fürsterzbischof Colloredo zurückgekehrt, als er den Auftrag erhielt, eine Messe zu schreiben. Unzufrieden damit, dass die Komposition aufgrund des reformerischen Gottesdienstes zeitlich sehr eingeschränkt war, klagte er: „Unsere Kirchenmusik ist von der in Italien sehr verschieden, da eine Messe auch beim feierlichsten Anlass nicht länger als dreiviertel Stunden dauern darf, wenn der Fürst sie selber liest“. Trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, gelang ihm ein innerhalb des Genres unvergleichliches 25-minütiges Kleinod, das wegen seiner sinfonischen Struktur, formalen Geschlossenheit, Festlichkeit, und Eingängigkeit ungebrochen beliebt ist. In der musikalischen Fachwelt allerdings brachte gerade letztgenannter Umstand diesem Sakralwerk zuweilen den Vorwurf allzu starker Weltlichkeit ein. Diese Kritik suchte der Franzose Bernard Gavoty zu entkräften: „Für Mozart gibt es keine Grenze zwischen Menschlichem und Göttlichem, zwischen Natur und Übernatur. Alles spricht zu ihm von Gott, er aber spricht unentwegt mit Gott. Ein Vogel singt immer gleich, ob vor einem Fürsten oder vor einem Bettler. Vor Gott und vor den Menschen singt auch Mozart dieselbe Weise.“ (Almanach der Osterfestspiele Salzburg 1973)

Das Werk wurde 1779 uraufgeführt, und später anlässlich der Krönungsfeierlichkeiten Leopolds II. in Prag (Sept. 1791) und – nach dessen plötzlichem Tod – für Franz I. (Aug. 1792) unter der Leitung Antonio Salieris gespielt. Der Name „Krönungsmesse“ tauchte erst achtzig Jahre nach Mozarts Tod auf, wohl weil die Komposition während zweier Krönungen aufgeführt wurde.

 

Solisten: Monika Riedler, Hermine Haselböck, Gernot Heinrich und Marcus Pelz.

Zum Schluss erklingt das „Halleluja“ aus dem „Messiah“ von G.F. Händel (1685-1759).