Newsletter Februar 2025

 

Der Monat Februar ist kurz – und wir singen auch nur an 3 der 4 Sonntage, wenn auch ein sehr schönes Programm: die allseits beliebte „Schubert G“, dann die „Piccolominimesse“ (Mozart kurz und knackig), und schließlich die schöne „Reserlmess‘“. Der späte Aschermittwoch sorgt für relativ viele Orchestermessen in der zuweilen leider eiskalten Kirche, was gelegentlich dazu führt, dass der Kirchenrektor zur Eröffnung der Messe Durchhalteparolen speziell an die Streicher ausgibt.

Das mit der Kälte hat sich erst am letzten Tag des Jänners wieder gezeigt, als anlässlich der Trauerfeierlichkeiten für den plötzlich jung verstorbenen Klemens Haselsteiner im Beisein des Herrn Bundespräsidenten die Jesuitenkirche wie zuletzt schon vor 9 Jahren wieder zum Beben gebracht wurden. Der Vater des Verstorbenen hatte bei seinem Freund Gustav Kuhn ein Requiem bestellt, „dass die Wände wackeln“. Kuhn reiste dazu mit dem Festspielorchester Erl an, und mir fiel die Aufgabe zu, einen Chor aus „mindestens 80 Leuten“ zusammenzustellen, die eine aus Gründen der Zumutbarkeit gekürzte Version des bestellten Verdi-Requiems mit minimalem Probenaufwand abliefern könnten. Freilich konnte die Chorvereinigung St. Augustin so etwas nicht alleine leisten. Mit zahlreicher Unterstützung aus der Singakademie, dem Philharmonia Chor sowie dem Vokalensemble St. Stephan gelang es schließlich, den für diesen Zweck gebildeten Chor zusammen mit etwa 65 Orchestermusiker:innen hinter und neben dem Altar irgendwie so unterzubringen, dass P. Markus Inama auch noch die Liturgie der Totenmesse zelebrieren konnte. Die Jesuitenkirche war durch die zahlreichen Trauergäste bis an die Kapazitätsgrenze gefüllt, und so ereignete sich eine würdige, aber auch überwältigende Totenfeier, die hoffentlich den Angehörigen etwas Trost gebracht haben möge, nebenbei aber auch noch ein herausragendes Konzertereignis auf höchstem Niveau war.

Der Chor musste mangels Platzes für unsere Chorbänke sowohl die über dreistündige Probe am Donnerstagabend wie dann auch das Requiem am Freitag selbst „durchstehen“ (Betonung auf „stehen“). Das allgemeine Urteil: sehr, sehr schön – aber auch sehr kalt.

Kommen Sie weiterhin auch zu unseren Messen im Februar – aber machen Sie nicht denselben Fehler wie ich bei der „Heiligmesse“ am 26. Jänner: in der Früh strahlte die Sonne, wodurch der Eindruck entstand, es würde wohl am Vormittag wärmer und in der Kirche nicht so schlimm werden. Und richtig: nach der Messe hatte es draußen ja auch 13°. Draußen. Drinnen war es schlimm, und ich war nicht warm genug angezogen. Haydns wunderbare Musik bringt Wärme ins Herz. Aber der Körper drumherum friert trotzdem, meint

Ihr Martin Filzmaier

Sonntag, 9. Februar 2025, 10:30 Uhr:

Franz SCHUBERT – Messe in G-Dur (1815)

Laut Eintrag im Partitur-Autograph komponierte der gerade 18-jährige Schubert die Messe in weniger als einer Woche, vom 2. bis 7. März 1815. Da er dafür die Arbeit an seiner 2. Sinfonie unterbrach, darf angenommen werden, dass Schubert für die Messe einen Kompositionsauftrag erhalten hatte. In der Erstfassung war für das Orchester nur eine am Wiener Kirchentrio (2 Violinen und Basso continuo, hier erweitert um die Bratsche) orientierte kleine Besetzung vorgesehen. Vermutlich wurde das Werk in dieser Form erstmals 1815 unter Schuberts eigener Leitung in der Lichtentaler Pfarrkirche aufgeführt.

Zu einem nicht genau bestimmten späteren Zeitpunkt erweiterte Schubert die Besetzung des Werks um Trompeten und Pauken. Da Eusebius Mandyczewski, der Herausgeber des Werks, im Rahmen der alten Schubert-Gesamtausgabe (1887) diese Erweiterungen für unecht hielt, nahm er nur die Erstfassung in die Edition auf, was für die kommenden Jahrzehnte für die Rezeption der Messe bestimmend blieb. Erst in den 1980er-Jahren wurde der originale Stimmensatz von der Hand Franz Schuberts mit den instrumentalen Erweiterungen in Klosterneuburg wieder aufgefunden, wo am 11. Juli 1841 die erste nachweisbare Aufführung dieser Fassung stattgefunden hatte.

Der Erstdruck der Messe erfolgte 1846, allerdings fälschlicherweise unter dem Namen des früheren Prager Domkapellmeisters Robert Führer, der kurz zuvor seine Stelle wegen Betrugs verloren hatte und später wegen diverser Vergehen im Gefängnis landete. Schuberts Bruder Ferdinand forderte daraufhin 1847 in einem Zeitungsartikel die Richtigstellung, die bei der nächsten Auflage des Drucks erfolgte. Ferdinand Schubert erweiterte 1847 seinerseits die Besetzung der Messe nochmals um Oboen (oder Klarinetten) und Fagotte.

Die Messe ist überwiegend homophon und liedhaft gesetzt und somit auf die Möglichkeiten einer kleineren Kirchengemeinde hin ausgerichtet. Nur das Benedictus ist als dreistimmiger Kanon angelegt, und die Osanna-Abschnitte von Sanctus und Benedictus sind als Fugati komponiert.

Wie in allen seinen lateinischen Messvertonungen lässt Schubert im Credo den Satz „Et unam sanctam catholicam et apostolicam ecclesiam“ (deutsch: „[Ich glaube an] die eine heilige katholische und apostolische Kirche“) aus, sowie in diesem Werk auch den Satz „Et expecto resurrectionem mortuorum“ (deutsch: „Ich erwarte die Auferstehung der Toten“), und gibt damit seinen ganz persönlichen Vorbehalten gegenüber bestimmten zentralen christlichen Glaubenssätzen Ausdruck.

Die G-Dur-Messe gehört heute zu den am meisten aufgeführten kirchenmusikalischen Werken Franz

Schuberts. (Text aus dem Booklet zu unserer CD)

Die Solisten sind Monika Riedler, Alexander Kaimbacher und Markus Volpert.

 

Sonntag, 16. Februar 2025:

W. A. MOZART „Piccolominimesse“, KV 258 (1775)

Mit den C-Dur-Messen KV 258, 317 und 337 haben wir einen Block von drei Messen vor uns, die von Antonio Salieri in das Repertoire der Wiener Hofmusikkapelle aufgenommen wurden und zu den verschiedenen Gottesdiensten im Zusammenhang mit den Kaiser- und Königskrönungen sowie der Erbhuldigung Kaiser Leopold II. erklungen sind. Danach sind sie auch von dem Wiener – als Kopiaturbetrieb arbeitenden – Verlag Johann Traeg in den Handel gebracht worden. Die Messe KV 258 ist die kürzeste der drei und als „kleine“ unter diesen bezeichnet worden. Aus dieser „Kleinen Messe“ oder „Missa piccola“ wurde in völligem Unverständnis der Zusammenhänge und der Gewohnheit, dass ein Beiname oft mit einem Personen- oder Heiligennamen zu tun hat, die „Piccolominimesse“.

1983 veröffentlichte Papier- und Wasserzeichen-Untersuchungen von Alan Tyson (engl. Musikwissenschaftler, 1926-2000, der sich speziell mit Mozart und Beethoven beschäftigte) lassen die Messe eindeutig auf Dezember 1775 datieren. Sie wäre demnach für eines der Hochämter zum Weihnachtsfest dieses Jahres komponiert worden, auch wenn das besonders knappe, nur viertaktige „Et incarnatus“ dies gar nicht zu bestätigen scheint. Es ist aber eine Frage des theologischen Verständnisses, ob man eine Weihnachtsmesse oder eine Festmesse zum Weihnachtshochamt schreiben will. Aus der Art, wie im Credo das mächtige Unisono des „descendit de coelis“ und des „Et resurrexit“ das Adagio des „Et incarnatus“ flankiert – spricht eine besondere Deutung der Menschwerdung Gottes: Diese Musik erzählt uns, dass Gott auf die Erde kam, Mensch wurde, für die Menschen gekreuzigt wurde und in den Himmel zurückkehrte. Auch aus dem Benedictus kann man eine besondere Interpretation des biblischen Weihnachtsberichtes heraushören. Üblicherweise ist dieser Satz zart und lieblich gestaltet, weil man ihn im übertragenen Sinn als „Wiegenmusik“ verstand, wie sie dem neugeborenen Erlöser von den Hirten bei der Krippe von Bethlehem dargebracht wurde. In der davor erfolgten Wandlung ist ebenfalls der Erlöser zu uns gekommen; ihn begrüßen wir so wie die Hirten das Kind in der Krippe. Mozart schrieb nun in dieser Messe abseits von allen diesen Konventionen ein jubelndes Benedictus, man möchte meinen, in Ablehnung an jenen von den himmlischen Heerscharen nach der Verkündigung von Christi Geburt angestimmten Lobgesang für den, der nun zur Welt gekommen ist.

Wohl keine andere Messe lässt so viel über Mozarts religiöse und theologische Überlegungen bei der Komposition des Messtextes spekulieren wie diese – allerdings erst, seit wir wissen, dass sie 1775 im Hinblick auf das Weihnachtsfest komponiert wurde.

(Text aus dem Begleitbuch „Mozart sakral“ Wiener Mozartjahr 2006, Herausgeber: Peter Marboe)

Als Solisten musizieren mit uns: Cornelia Horak, Katrin Auzinger, Gernot Heinrich und Stefan Zenkl.

 

Zum Offertorium singt der Chor die Motette „Locus iste“ von Anton Bruckner. Das vierstimmige a-capella-Graduale, komponiert 1869, versucht mittels schlichter Anlage und verhaltener Chromatik das „inaestimabile sacramentum“ (unergründliches Geheimnis) musikalisch zu beschreiben.

Locus iste sind die Anfangsworte der lateinischen Motette für vierstimmigen gemischten Chor a cappella von Anton Bruckner (WAB 23) in C-Dur. Bruckner komponierte das Werk im Jahre 1869 für die Einweihung der Votivkapelle im Mariä-Empfängnis-Dom in Linz. Bruckner stellte das Werk am 11. August 1869 fertig. Die Aufführung kam zum Festtag der Einweihung der Votivkapelle nicht zustande. Locus iste wurde am 29. Oktober 1869 uraufgeführt. Der Text ist das Graduale (Zwischengesang) für das Kirchweihfest. Noch heute wird es gerne zu diesem Anlass gesungen.

 

Locus iste a Deo factus est,
inaestimabile sacramentum,
irreprehensibilis est.

Dieser Ort ist von Gott geschaffen,
ein unschätzbares Geheimnis,
kein Fehl ist an ihm.

 

Sonntag, 23. Februar 2025, 10:30 Uhr:

Joseph HAYDN – „Theresienmesse“ Hob. XXII:12 (1799)

 

„Seine Andacht“, sagte ein Zeitgenosse, „war nicht von der düsteren, immer büßenden Art, sondern heiter, ausgesöhnt, vertrauend, und in diesem Charakter ist auch seine Kirchenmusik geschrieben.“ Joseph Haydn (1732-1809) wuchs als Chorknabe mit der Kirchenmusik auf – er wurde durch seine liturgische und sängerische Praxis also schon sehr früh in diese Richtung geprägt. Seine Messen, von denen uns insgesamt zwölf erhalten geblieben sind, wurden stets unmittelbar für den kirchlichen Gebrauch geschrieben. Die letzten sechs entstanden zwischen 1796 und 1802, jeweils zum Namenstag von Fürstin Josepha Maria Hermenegild, der Gattin von Haydns Dienstgeber Nikolaus II. Fürst Esterházy.
Bei dem Titel „Theresienmesse“ (Hob.XXII:12) denkt der gelernte Österreicher natürlich sofort an „die“ Kaiserin Maria Theresia, die eigentlich gar keine (gekrönte) Kaiserin war, sondern Erzherzogin von Österreich, Königin von Ungarn etc., und eben Gattin und später „Kaiserin-Witwe“ des römisch-deutschen Kaisers Franz I. Stephan. Dass diese Assoziation allerdings zeitlich problematisch ist, ergibt sich aus dem Datum der Uraufführung: Sie fand nämlich am 8. September 1799 statt – und zu diesem Zeitpunkt war Maria Theresia, Tochter Karl VI., bereits fast 19 Jahre tot.

Tatsächlich aber ist die „Theresienmesse“ nach der ersten „richtigen“ österreichischen Kaiserin benannt. Man muss sich im kaiserlichen Stammbaum nicht sehr weit umsehen, um die Widmungsträgerin auszumachen. Dabei handelt es sich um die namensgleiche Enkelin von Maria Theresia und Franz Stephan, Maria Theres(i)a von Neapel-Sizilien, die vermutlich die Sopransolistin der Eisenstädter Uraufführung war. Zu deren Zeitpunkt war die Dame bereits – als Gattin Franz II. seit 1790 – röm.-dt. Kaiserin, ab 1804 dann erste österreichische Kaiserin.

Die örtlichen Gegebenheiten bestimmten oft die Orchestrierung der Kompositionen, und so verweist auch die eingeschränkte Besetzung der „Theresienmesse“ auf die damaligen Aufführungsbedingungen am fürstlichen Hof. Sie gilt deshalb als die lyrischste und intimste der späten Messen Joseph Haydns. Die Messe ist geschrieben für Chor, Soloquartett, Orgel, zwei Klarinetten, zwei Trompeten, Fagott, Streicher und Pauken. Eine Aufführung der Messe dauert ca. 45 min.

Text aus dem Internet, Autor unbekannt.

 

Als Solisten wirken mit: Cornelia Horak, Katrin Auzinger, Gernot Heinrich und Stefan Zenkl.